Suicidal Tendencies (Aschaffenburg 2017)
Suicidal Tendecies
Aschaffenburg Colossaal 21.6.2017
Es war brüllend heiß an diesem Mittwoch. Schon aus der Ferne konnte man die Menge der Cycomaniacs ausmachen: ein bunt gemischter Haufen, optisch und alterstechnisch alles vertreten. Beim Einlass wurde bekannt gegeben, dass die Vorband abgesagt hatte und ST um neun anfangen würde. Also zum Merch-Stand, ST Devotionalien begaffen. Ist nicht so oft, dass eine der einflussreichsten Bands in Deutschland auftritt. Und der Mainstream Merchversand bedient den faden Mainstream. Raus, ein Bier getrunken gegen die Hitze, Vorfreude angestaut.
Und dann war es soweit.
In einem gut gefüllten Colossaal wurden die ST Rufe immer lauter und schließlich betraten die Mitglieder der Suicidal Family die Bühne. Die Menge rastete aus, als Dave Lombardo hinter das Drumset ging, er heimste fast mehr Applaus ein, als der Kopf der Truppe, Mike 'Cyco Myco' Muir.
Und dann ließen die Jungs mit „Can't bring me down!“ ihren ersten Kracher los! Schon die ersten drei Töne dieses einmaligen Openers ließen die Stimmung binnen Sekunden von 0 auf 100 schnellen. Wer nun dachte, dass damit alle Trümpfe verspielt waren irrte sich gewaltig. Es ging Schlag auf Schlag, no fillers, just killers! Schon nach 20 Minuten hatte die Band dem Publikum den Schweiß in die Shirts getrieben. Mit präzieser Spielweise, viel Bewegung auf der Stage, sowohl seitens der Musiker als auch der immer wieder eingeladenen Fans, Crowdsurfing und der von Muir ausgerufenen 'Cyco-Pit' konnte man ein Konzert der Extraklasse erleben. Wie ein verrückter Irrwisch, seinen eigenen Tanzstil exzessiv betreibend, mit den Augen rollend, flitzte Cyco-Myco' Muir hin und her, unterbrochen nur von seinen fast schon beschwörenden Apellen an die Zuhörer, niemals mit dem Denken aufzuhören, immer zu hinterfragen und sich selbst wert und ernst zu nehmen. Seine Message ist das was ihn antreibt, ihn immer wieder auf Studio und auf die Bühne zwingt, immer wieder neues thematisieren lässt. Den Brückenschlag über die Dekanden konnte man auch an diesem Abend sehen.
Lieder wie „Clap like Ozzy“, „War inside my head“ oder das obligatorische „Possessed to skate“ zeigten die Qualität, welche sich über die Jahrzehnte hin gehalten hat und Neuzugang Dave Lombardo veredelte mit seinem punktgenauen und kompromisslosen Stil das Ganze!
Nach gut anderthalb Stunden und dem Gefühl, eben geduscht zu haben entließ man uns aus der Arena. Trotz der über 35 Jahre, welche die Band nun besteht, ist ST kein wenig müder, leiser oder oberflächlicher. So join the army, the Suicidal army!
Setlist
1) Can't bring me down
2) I shot Reagan
3) Clap like Ozzy
4) Freedump
5) Trip to the brain
6) Get your fight on
7) War inside my head
8) Subliminal
9) Send me your money
10) Possessed to skate
11) I saw your mommy
12) Cyco vision
13) How will I laugh tomorrow …
14) Pledge your allegiance
(Text/Pix: Andy)