Sabaton, Accept, Twillight Force (Frankfurt - 2017)
Sabaton/Accept/Twilight Force 31.01.2017 Frankfurt - Jahrhunderthalle
Accept als Vorband von Sabaton??? Für viele dürfte diese Ankündigung wohl einem kleinen Schock gleichkommen. Dabei ist das Ganze genauer betrachtet doch gar nicht so abwegig. Stilistisch spielen beide Heavy Metal mit vile Hymnen Charakter. Das junge Bands ältere überholen ist nun mal der Lauf der Dinge und passiert gerade im Metal Bereich für meinen Geschmack immer noch viel zu selten. Klar macht es Spaß die alten Helden zu sehen, aber es wird Zeit die oberen Plätze mal zu variieren, denn die sind nunmal nur begrenzt da. Und dann muss man eben auch sagen, Accept haben richtig dicker Scheiben seit dem Comeback abgeliefert, dennoch besteht wohl der Großteil der Fans aus den altvorderen. Und warum sind Bands wie Powerwolf oder Sabaton gerade solche Verkaufsschlager? Weil sie nunmal die Nachwuchsgeneration auf ihrer Seite haben, so wie Accept eben in den 80igern. Da diese rum sind, können solche Bands eben nur den Nachwuchs auf Festivals oder eben aber als Vorband einer der angesagtesten Bands der neueren Metal-Zeitrechnung ansprechen.
Bevor es zu den einzelnen Bands geht, noch ein kleines Wort zur Preisgestaltung. Mit fast 50 Euro liegt der Ticketpreis zwar für einen Veranstaltungsort wie der Jahrhunderthalle zwar noch im oberen Bereich des normalen, happig ist dieser aber schon, wenn man bedenkt was so ein kleines oder mittelgroßes Festivalticket kostet. Oder eben ein Clubkonzert für unter 20. Ob dann der Merch Preis ebenso angehoben werden muss, ist wohl ein ungeschriebenes Gesetz. 30 Euro fürs Shirt? Es gibt nach wie vor Clubshows mit 15 Euro Shirtpreisen, 17 ist wohl Standard beim Mailorder und 20 bürgert sich auf Konzerten ein. 30? Find ich nicht ok.
Ganz und gar nicht sind die Getränkepreise. Wird immer noch beim Umrechnungsfaktor 0,1 Liter für 1 Euro (zu Recht) gemeckert und gejammert, ist diese Marke nun überschritten: 4,20 Euro für 0,4 Liter. Das lass ich mir gefallen, wenn die halbe Bankwelt zu Gast in der Jahrhunderthalle ist, aber auf einem normalen Metalkonzert solche Jahrhundertpreise? Der Boykott von Bier steht wohl nicht zur Debatte, wie die langen Schlangen zeigten. Wer also Hinweise hat, wie man gegen solche Getränkepreise vorgehen kann, der möge sich bei mir oder noch besser per Leserbrief an die gängigen großen Magazine wenden. Ich könnte kotzen – wenns nicht so teuer wäre.
Jetzt aber zum angenehmen Teil, den Bands. Wobei der Opener Twilight Force selbst für Power Metal Fans ein grenzwertiges Erlebnis gewesen sein dürfte. Klar gehören Show und Pathos und Epik zu solch einem Genre, aber die Jungs mit ihrer verzerrten Hörspielansage vom maskierten Keyboarder ließen wirklich kein Klischee aus und man konnte sich schon fragen, ob die das da oben ernst meinten oder ob noch eine weitere Spasskapelle das Image des Metal überzogen veräppelten. Hoffen wir mal auf letzteres, damit der Fremdschämfaktor unten bleibt.
Dann aber Accept.Das Bühnenbild war richtig stimmungshaft, durch Sidebanner und Backdrop hatte man den Eindruck, auf einer Atomverseuchten Straße irgendwo in Russland zu stehen. Die Band präsentierte in der ihr verbleibenden Stunde ihre Hits von alten wie neuen Platten, war natürlich top aufeinander eingespielt, poste wie eh und je und animierte das Publikum (wie gewohnt) mehr durch Gitarrenmelodien zum Mitsingen denn durch Geträller. Wobei natürlich die Refrains von „Metal Heart“, „Balls To The Wall“ oder „Princess Of The Dawn“ ebenfalls gut mitgegröhlt wurden. Sänger Mark ist nach wie vor ein sehr würdiger Ersatz für Dirkschneider, verfügt dieser doch über ein raues Organ ohne seinen Vorgänger in der Stimme, im Outfit oder im Verhalten zu imitieren. Dennoch denkt man bei seinem Anblick irgendwie immer an einen Comicrocker aus einem Werner Buch. Neuzugang Uwe an der Gitare hat sich mittlerweile noch mehr integriert als beim letzten Bang Your Head!!! Auftritt und post auch mal mehr am Bühnenrand. Aber – und hier kommt ein ganz dickes Aber – es mag zwar sein, dass die Herren Baltes und Hofmann die zwei Leitwölfe sind und Sänger Mark als Frontmann eh im Mittelpunkt steht. Aber es kann nicht sein, dass da vorne dauerhaft drei Spotlights eingeschaltet sind. Nicht vier. Nein drei, als ob Uwe Lulis mehr Statist oder Aushilfsgitarrist wäre. Ich meine, klar, bei Bands wie Annihilator oder Running Wild weiß auch jeder wer der Boss ist, aber ich wüsste nicht, dass dafür die Restband im Halbdunkel spielt. Blind Guardian z.B. kündigen ja gar niemanden als offizielles Bandmitglied an, der bei ihnen live den Bass bedient. Also wenn ich schon jemand als Bandmitglied integriere, dann auch richtig. Wer hinten die Fäden zieht ist eine andere Nummer, aber wenn da alle Bandmitglieder auf der Bühne stehen, dann will ich entweder alle oder niemanden im Spotlight haben. (Sorry, ob der Drummer eins hatte weiß ich nicht mehr).
Das war aber auch der einzige Kritikpunkt der ansonsten wie gewohnt erstklassischen Show von Accept.
Normalerweise würde man sagen, da hat es aber die nachkommende Band schwer gegen anzustinken. Aber Sabaton sind nun mal deswegen Headliner, weil die Leute wegen Sabaton nach Frankfurt gekommen sind. Und das merkt man von der ersten Sekunde an. Mit „Ghost Division“ steigen die Schweden auch direkt voll ein und das Publikum geht steil. Und diese Euphorie bleibt auch das ganze Konzert über vorhanden.
Bestens eingespielt präsentieren Sabaton neue Songs wie „Blood Of Bannockburn“ oder „The Lost Battalion“ und werden dabei stimmungsvoll von Lichteffekten und einer Leinwand visuell umrahmt. Aber Sabaton wären nicht Sabaton, wenn nicht noch weitere Effekte aufgefahren würden. Bei „Sparta“ z.B. gibt es Statisten in typischer „300“ Rüstung und selbst Sänger Joakim läuft in dieser Aufmachung über die Bühne, wobei man schon einen etwas gedämpfteren Gesang durch den Helm wahrnimmt. Zusätzlich feuert der mittlerweile schon bekannte, aber dafür nicht weniger imposante Panzer-Drumriser ordentliche Pyros in die Luft. Aber natürlich gibt es auch älteres Material, wie „Carlus Rex“ oder den Zugabenblock eröffnenden „Primo Victoria“ und wie es sich für dieses Konzert gehört, schallen zwischen den Songs die „Noch ein Bier“ Chöre. Diesen wird dann auch Folge geleistet und gleichzeitig Neuzugang Tommy vorgestellt, der ebenfalls wie Joakim eins auf Ex abziehen muss.
Ob „The Final Solution“ der Pietät wegen als Ballade dargeboten wird und somit weniger zum eher zwiespältigen Mitgröhlen eingeladen wird, bleibt eine offene Frage. Was hingegen klar ist, dass der Titelsong des aktuellen Albums „The Last Stand“ live genauso geil funktioniert wie auf Platte. Einfach ein erstklassischer Hit!
„To Hell And Back“ beschließt dann als letzter von drei Zugabe Songs das Konzert und entlässt die Zuschauer mit leichterem Geldbeutel von einem optisch und musikalischen gelungenen Abend in die kühle Winternacht. Musik ist und bleibt Geschmacksache, schön aber zu sehen, dass es eine Band mit eisernem Willen und extremem Durchhaltevermögen doch noch auf solch einen Status schafft. Nachwievor: Verdient!
(Text: Röbin / Pics: Britta Stippich)
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