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Wacken Open Air 2016 - Livebericht

Wacken Open Air 2016 - Livebericht

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Vorwort

 

woa2Wer das Wacken Open Air nur aus dem Fernsehen kennt, der hat noch nicht mal einen Bruchteil erlebt. Denn das ganze Spektakel zu sehen ist das eine. Es aber wirklich mitzuerleben, mittendrin zu stehen in dieser einzigartigen Atmosphäre das andere. Jedes Festival hat sein eigenes Flair und es gibt genug Festivals, die der Verfasser dieser Zeilen selbst miterlebt hat. woa3
Und dennoch, auch wenn das Ganze zu einem Massenspektakel geworden ist, nichts für den kleinen Geldbeutel ist und auch genügend Leute nur des Hypes wegen hinfahren, die einzigartige Atmosphäre der Anfangstage konnte dem Festival niemand nehmen.
Und so auch in diesem Jahr, wo das Billing zwar nicht das Beste der letzten 27 Jahre war, aber die Rahmenbedingungen es zuließen, dass die größte Metalparty der Welt steigen konnte, bei der es 3 Wochen bräuchte, um alles mitzuerleben. Fragt sich nur wer sowas überleben könnte….

 

 

 

Mittwoch

 

Was außer Musik hat Wacken eigentlich zu bieten? Nun, jeder, der dort ist, sollte eigentlich mindestens einmal die Straße im Dorf woa4durchschritten haben. Alleine dort würde man sich am liebsten schon einen ganzen Tag aufhalten. Dann gibt es natürlich die Mega-Zeltstadt, die nie schläft und die laut Behörde Wacken zum damaligen Zeitpunkt zur drittgrößten Stadt Schleswig-Holsteins gemacht haben. Die Erlebnisse dort, unbezahlbar.


Es gibt natürlich den riesigen Mittelaltermarkt mit angrenzendem Wasteland, auf dem entweder die vergangene, oder die postapokalyptische Mad-Max-Kultur lebendig wird. Das Wrestlingzelt ist ein neuer Standort, jahrelang integriert im Zelt der WET bzw. Headbangerstage, wurde nun dieses kleinere, externe Zelt errichtet.


Der Anhänger präsentiert von Teufel hält ständig die besten Metal Klassiker bereit, falls irgendwo mal keine Band spielt, die man sehen möchte. Ebenso das Metal Heart, aus dem eher Hard Rock lastige Songs kommen. Der Biergarten lädt zum chillen ein, dieses mal etwas weiter nach rechts verlegt, um mehr Platz vor dem Innfield zu schaffen. Und dann gibt es noch den riesigen Metal Markt, auf dem es wahrscheinlich alles gibt, was ein Metaller sich nur vorstellen oder wünschen kann.


woa5Wahrscheinlich wurden ein paar Details vergessen, aber das sollte erst mal reichen. An Bühnen gibt es natürlich die beiden Hauptbühnen True und Black, die fast gleich große Party Stage, alle drei im Innfield, wie erwähnt das Zelt mit seinen beiden Headbanger und WET Stages, der Biergarten hat ebenso wie der Mittelaltermarkt und das Wasteland seine eigenen Bühnen.
Ohne Bühnen kommt das Wackinger Village mit Shows aus, ebenso das riesige Movie Field, auf dem dieses Jahr u.a. der von 2013 stammende Wacken 3D Film gezeigt wurde.


Beim nächtlichen schlendern über den Mittelaltermarkt ertönten Klänge, die aufhorchen ließen. Und woa6dann die Stimme, die man sofort wiedererkennt: Eric Fish von Subway To Sally gab sich die Ehre, ein Akustikset zu später Stunde zu spielen und begeisterte den bestens gefüllten Vorraum. Vorwiegend eigene Stücke, kam die Ansage, dass zum Abschluss ein Lied käme, welches am besten dorthin passen würde. Einige „Blut, Blut, Räuber saufen Blut“-Chöre wurden laut und es hätte sehr nahe gelegen. Doch stattdessen packte Eric eine cool gezockte Nummer aus, die am Freitag erneut erklingen sollte: „The Bards Song – In The Forest“. Vielleicht gab es eingefleischte Fans, die dies von anderen Shows kannten, für die meisten aber war dies eine extrem positive Überraschung und mit tausenden Feuerzeugen in der Luft war der erste Gänsehautmoment erreicht.


woa7Im Zelt hingegen tobte sich gerade ein Ex-Motörhead Gitarrist aus: Phill Campbells All Star Band begeisterte dort die Massen und zockten natürlich auch den ein oder anderen Lemmy Klassiker. Sehr cool im Kontrast zum Lemmy Tribut am Freitag, denn während hier Party Stimmung pur herrschte, die ein Herr Kilomister mit Sicherheit einer Trauerfeier bevorzugt hätte, herrschte am Freitag doch eher der Nostalgie Faktor, als dort eine leere Bühne mit Zusammenschnitten aus Musik und Fotos von Lemmy gezeigt wurden. Hatte beides was für sich.


Natürlich gab es danach auch etliche, die den Heimorgelkönig Mambo Kurt abfeierten, andere hätten lieber etwas mehr normale woa8Gitarrenmusik gehört, aber dafür gibt es ja dann auch genug Alternativen, wie z.B. den direkt angrenzenden Teufel Stand, der dann auch einige Headbanger anzog. Mit einer verfrüht endenden Karaoke, was irgendwie mittlerweile Standard in Wacken zu sein scheint, endete dann der Mittwochabend. (Röbin)


woa9Zu Mambo Kurt wird euch Benni was erzählen: Alle Jahre wieder darf der Selbsternannte König der Heimorgel auf dem Wacken Open Air an mehreren Tagen auf diversen Bühnen aufspielen. Am Mittwochabend um 00:00 Uhr bespielte der Alleinunterhalter die Headbangers Stage, welche sich zusammen mit der W:E:T Stage im Bullhead Circus, einem ziemlich grossen Zirkuszelt, befindet. Publikum war reichlich vorhanden, und dieses wurde auch mit Covers von bekannten Metal- und Rock- Klassikern bedient. In guter Mambo Kurt-Manier nicht mit E-Gitarren und Schlagzeug, sondern nur mit der Heimorgel gespielt. Die elektronischen Töne kamen beim Publikum gut an und die Stimmung war gut. Auch gut war, dass dieses Jahr der Boden im Zelt mit Holzbrettern befestigt war, sowie der Wrestling-Ring nicht mehr im Bullhead Circus stand. Dieser wurde in ein separates kleineres Zelt vor dem Circus verlegt. Nach einer Stunde war dann, der „Spuk“ für die einen, und die Party für die anderen mit Mambo Kurt, vorbei. (Benni)

 

Donnerstag

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Bei Saxon kann man ja irgendwie auch nix verkehrt machen. Klar, die Band spielt wohl inflationärwoa11

oft auf dem Wacken, aber wie Thomas Jensen am Samstag so schön sagte, gehören die von Anfang an wie Blind Guardian zu den Bands, die als erste größere Nummer das Wacken Open Air zu etwas mehr als dem Dorffest von Nebenan machten (1992). Und so dürfen die alten Engländer eben durchschnittlich alle 2 Jahre ran und wenn dann Granaten wie „Princess Of The Night“ und „Chains & Leather“ erklingen, ist es einem auch egal, ob man das schon fünfzig Mal gehört hat. Biff und seine Truppe begeistern immer.


woa12Anders verhält es sich bei Foreigner. Die Radiorocker waren zum ersten Mal zu Gast und nicht wenige Leute waren erstaunt, wie viele Lieder sie doch von dieser Band kannten. Und so konnten auch Leute mitsingen, die vorher nicht richtig wussten, wer das überhaupt ist. Die Bühnenshow war auf jeden Fall großartig, doch ein paar der anwesenden Gäste mögen Songs wie „Urgent“ mit seinem Saxophon, „Cold As Ice“ oder „Juke Box Hero“ weder im totgenudelten Radio, noch in der Live Darbietung und wirkten daher auch etwas gelangweilt.


Und hier dann wieder ein Unterschied: Whitesnake waren daswoa13

zweite Mal in Wacken, doch es scheint wirklich so, als ob die Stimmbänder von Herrn Coverdale extrem gut gereift sind. Denn gesanglich war diese Show allererste Sahne und auch wenn es hier Songs wie „Fool For Your Lovin“ oder natürlich „Here I Go Again“ gibt, die ebenfalls vom Radioairplay schon so totgespielt sind, dass sie bald als Zombiesongs daher kommen, gab es hier schon mehr Stimmung, womit die Reihenfolge auch bestätigt wurde.
Das dann die britischen Metal-Könige den Headliner und auch den Abschluss ihrer Welttournee geben durften, war also nur folgerichtig.

 

woa14Iron Maiden boten eine grandiose Bühnenshow, präsentierten neben zahlreichen Songs ihres neuen, richtig geilen Albums „The Book Of Souls“ eine Auswahl an Best Of Stücken und Bruce Dickinson ist nach wie vor einer der besten und agilsten Frontmänner. Leider gab es aber beim Gesang ständig Tonschwankungen, was sich keiner so recht erklären konnte, denn auch wenn bei manchen Bands an den Folgetagen der Ton komplett durch den Wind etwas verweht wurde, betraf dies hier nur den Gesang. Ob die Stimme angeschlagen war und deswegen die Töne nicht sauber ins Mikro kamen? Beantworten wird dies sicherlich keiner, aber das gab auch nur minimal Abzüge, denn ansonsten konnten Maiden einen richtigen Siegeszug absolvieren und ihre Tournee würdig beenden. Hoffentlich beehrt uns diese Band noch einige Jahre weiter in dieser Form. (Röbin)

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Nach den lebenden Legenden auf der True Metal Stage (Iron Maiden) wurde auf der Black Stage anschliessend von einer leider verstorbenen Legende Abschied genommen. Genannt wurde das Ganze „Born to lose, lived to win (A farewell to Lemmy Kilmister)“. Für eine Viertelstunde wurden Aufnahmen aus Lemmy’s Leben sowie Zitate des Verstorbenen auf den Leinwänden übertragen, zeitgleich flog das letzte Mal der Bomber aus den vergangenen Shows von Motörhead auf der Bühne. Gespickt mit eingeblendeten Kommentaren von diversen Größen des Heavy Metal, überlagert mit Songs von Motörhead, war das ein gelungener Abschied von Lemmy. Phil Campbell und Mikkey Dee bedankten sich beim Publikum und verabschiedeten sich noch Persönlich von der Bühne.

RIP LEMMY

woa16Mittwochs und Donnerstags sollten die Berlin Allstarz Live Karaoke von 01:00 bis 03:00 Uhr die Menge im Bullhead Circus unterhalten.  Betonung auf sollten. Leider war an beiden Abenden um 02:00 Uhr Schluss. Ohne die Angabe eines Grundes wurde die Menge aus dem Zelt geschmissen. Die Darbietungen der Band sowie der Teilnehmer des Karaokes waren nicht so gut wie andere Jahre, jedoch war kein Sänger bzw. keine Sängerin so schlecht, dass man darum das Zelt evakuieren müsste. Und das Wort Evakuieren trifft es sehr gut. Kaum sagte die Band das schon jetzt Schluss sei, wurde man auch schon von den Ordnern aus dem Zelt begleitet. Wieso eine Stunde früher dicht gemacht wurde ist dem Schreibenden bis heute unbekannt. Da stellt sich auch die Frage: warum verkündet man denn im Programm das die bis 3 Uhr spielen wenn sowieso jeden Abend um 2 Uhr Schluss ist? An mangelndem Publikum kann das verfrühte beenden jedoch nicht gelegen haben. Schade…. (Benni)

 

Freitag

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woa20     Nach ein wenig Sängerkarusell wird es für The Haunted wieder Zeit, zu touren und gute Alben abzuliefern und nach diesem Auftritt ist man da auch guter Dinge. Geboten wurde schöner neuer schwedischer Death Metal und das Wacken Publikum nahm diesen am frühen Tag auch dankbar an.

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Schöner alter schwedischer Death Metal, das gab’s von den Experten in diesem Genre von Entombed A.D. Sänger L.G. freute sich wie Sau, mit seiner Kapelle am Freitagmittag diese riesige Bühne zu bespielen, doch auch wenn es bei solch einem riesigen Event nicht ausbleibt, dass sich immer einige tausend Fans zusammen finden, so schien es doch, als sei die Band etwas deplatziert und wäre vom Bekanntheitsgrad vielleicht besser auf einer der Zeltbühnen aufgehoben. Doch für solch schräge Platzierungen ist Wacken ja auch bekannt: Bands, die sonst im Nachmittagsprogramm spielen, werden hier zum Headliner gepusht. Mit „Left Hand Path“ zum Schluss aber ein geiles Death Metal Konzert für alle, die sowas eben mögen.


woa21Gut besucht waren auch Die Krupps, die im Zelt auftraten und, sofern denn welche da waren, jüngeren Nachwuchsmetallern zeigten, wer die wahren Vorläufer bzw. Inspirationsquellen von Rammstein waren. Das ging gut rein, die Halle tobte und der Sound war glasklar, im Gegensatz zu deren letztjährigem Auftritt beim In Extremo Festival. Industrial ist auf jeden Fall eine gern gesehene Nische beim Wacken und von Altersmüdigkeit war bei Herrn Engler und Co nichts zu merken.

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Gleichzeitig zockte Axel Rudi Pell und seine Truppe auf der Hauptbühne, begleitet von zahlreichen Fans, die dem Blondschopf huldigten. „Rock The Nation“ kam wie immer megageil rüber, doch vielleicht sollte mal jemand dem ansonsten immer super sympathisch wirkenden Sänger Johnny sagen, dass man sich selbst nur äußerst ungern bei der Bandvorstellung vorstellt. Aber gut, Krümel suchen braucht man nicht, wie immer eine gelungene Vorstellung.


woa24Ein kurzer Blick, was gerade so alles spielt zeigt, die Band Knasterbart startet gleich. Bei so einem Namen sollte man mal schauen, was einen da erwartet. Zur Party Stage durchgeprügelt, kurz gewartet und die Band legt los. Mit rockigen Gitarren und grausigem Gesang. Nach zwei Minuten beschlossen, dass das nix wird und eine Stunde später beim erneuten Blick auf die Running Order gemerkt: uff, das waren ja Torfrock. Ob’s im Verlauf besser wurde? Keine Ahnung. Was Torfrock auf eine der drei größten Bühnen Freitag Spätnachmittag zu suchen haben? Ebenfalls keine Ahnung. Kann ja nicht immer alles gut sein beim Wacken.

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Ebenso ist es natürlich reine Geschmacksache, ob man auf modernen Kram steht. Da natürlich auch immer mehr junge Leute kommen, sind Bullet For My Valentine auf keinen Fall deplatziert auf der Hauptbühne und ziehen auch enorme Reaktionen nach sich, wie u.a. ein riesiges Händemeer zeigte. Old Schooler tun sich hingegen etwas schwerer damit, vor allem, wenn die glattgebügelten Hipsters auf der Leinwand aussehen, als ob sie gerade dem neuesten EMP Katalog für Holzfällerhemden entsprungen wären. Da wartet eine nicht spärliche Fraktion dann lieber vor der Party Stage.


woa26Und zwar auf Hansen & Friends der zu seinem 30 jährigen Jubiläum eine Soloscheibe rausbringt (für unkundige sorgte der Dreher in der Running Order sicher auch für Staunen: Dort stand als Bandname XXX, was eigentlich der Name der Scheibe ist. Ob sich ein paar Pornofans im Publikum befanden wurde nicht überliefert). Die Spannung war groß, wie diese Sachen wohl klingen würden und natürlich muss man den ersten Eindruck mal abwarten und auch in die Scheibe mehrfach reinhören, aber vor Ort fragte man sich schon, wo denn da jetzt der große Unterschied zu Gamma Ray sein sollte. Zumal mit neu Gamma Ray Sänger Frank Beck und drummer Michale Ehre (ok, auf Platte spielt da jemand anderes) noch zwei der Ray’s mit vertreten waren und die Musik sich nicht wirklich unterschied.
Egal, „Victim Of Fate“ live und später „I Want Out“ und „Future World“ von Friend Kiske zu hören war natürlich megaklasse und somit ein gutes Konzerterlebnis. (Röbin)

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Tarja, die ehemalige Sängerin von Nightwish betrat am Freitag um 21:00 Uhr die Black Stage. Überzeugen konnte die Dame leider nicht. Soundtechnisch war das Ganze schlecht abgestimmt und es schien irgendetwas nicht in Ordnung zu sein mit Frau Turunen. Die Stimme war nicht so voll wie im Vergleich zu früheren Zeiten. Interessant wurde es als Alissa White-Gluz von Arch Enemy die Bühne betrat, um ein Song mit Tarja zu performen. Es schien so als ob die beiden Damen sich nicht gewohnt sind die Bühne mit einer zweiten Sängerin zu teilen. Auch das Medley aus Nightwish-Songs konnte nicht überzeugen.


woa29Am Freitagabend um 22:30 beehrten die Herren von Blind Guardian das Wacken Publikum auf der True Metal Stage. Der Regen verstummte für die meiste Zeit und somit stand einem gelungenen Auftritt nichts mehr im Wege. Das zahlreich erschiene Publikum unterstütze die Band lautstark. Die Setlist zog sich durch die ganze Bandgeschichte mit Klassikern wie „The Bard's Song - In the Forest“ bis hin zu Stücken vom aktuellsten Album wie „The Ninth Wave“. Abgeschlossen wurde die kurzweilige Show mit dem wieder zum Mitsingen anregenden „Valhalla“. Nach Reaktion des Publikums hätten die Herren noch diverse Zugaben anhängen können, was leider aber nicht stattgefunden hat. Es war ein gelungener Auftritt. (Benni)

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Nachdem also die Krefelder das Gelände mit einer guten Portion Power Prog versorgt hatten, konnte jetzt Industrial Runde zwei eingeläutet werden. Ministry hatten seinerzeit 2006 wohl den niemals zu toppenden Brachial und Lautstärke Wettbewerb gewonnen, umso enttäuschender war deren Auftritt dann 2012, von dem es dann sogar noch eine DVD gab. Zwiespältig also die Erwartungen, doch was kam dann? Ein schlanker Al, woa32ohne Sonnenbrille, aber nicht festgewurzelt am Mikroständer, eine ordentliche Soundwand, geil überzogene Leinwandshows und eine Setlist, die neueres wie „Punch In The Face“, „LiesLiesLies“ oder „Rio Grande Blood“ bereit hielt, aber auch Klassiker wie „N.W.O.“ und „Just One Fix“. Am krassesten aber zu so später Stunde mitten im Matsch kamen die beiden Abschluss-Old-Schooler „Stigmata“ und „So What!“. Wer dabei einen im Tee hatte und sich voll drauf einließ, der schwebte langsam in einer anderen Welt. Böse Zunge behaupten, es habe sogar so etwas wie diverse Gesichter im Matsch zu bestaunen gegeben (in etwa so wie das „Altars Of Madness“ Cover von Morbid Angel).

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Zurück in der Realität folgten  Testament mit erneut geilem Sound. Die Zeiten, in denen vor lauter Bassgerumpel kein Lied zu erkennen war, scheinen endgültig vorbei zu sein und so grinste Chuck sich auf der Bühne einen ab, während seine Band Songs wie „Over The Wall“, „D.N.A.“ oder „Disciples Of Th Watch“ zockte. Ein würdiger Abschluss für diesen Wacken Freitag, der einen zufrieden um 3 Uhr ins Zelt oder wohin auch immer wanken ließ.

 

 

Samstag

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Nach einem langen und anstrengenden Freitag, war es nicht einfach, auch noch nach einem Gewitter-Hagel-Sturm am Morgen pünktlich zu Dragonforce zu wandern. Überhaupt schaffte es das Wetter, nicht durchgehend mies zu sein, aber immer dann einen ordentlichen Guss abzugeben, wenn gerade die Sachen oder der Boden anfingen zu trocknen. Es ist ja auch nicht so, als ob die Vortage spurlos an einem vorbei gezogen wären. Aber irgendwie pünktlich geschafft und wieder einmal die Highspeed Attacken der Multikulti Truppe bewundert. Auch Sänger Marc hatte diesmal mehr Coolness zu bieten, stimmlich kann der Gute sowieso von Anfang seines Einstiegs an nichts verkehrt machen. Die Band komplett gab sich eingespielt und locker, unterhielt sich und scherzte auf der Bühne und zog dabei dennoch ihr nicht anspruchsloses Liedgut durch. Zum Schluss wurden das Cover „Ring Of Fire“ und „Through The Fire And The Flames“ noch mit Gastsänger PelleK performed, der Marc während der letzten Konzerte aufgrund von gesundheitlichen Problemen ersetzte. Auch abseits der Bühne konnte man gut beobachten, dass sich diese Band wunderbar versteht. Geile Show!


woa37So ein wenig Deutschrock darf auf dem Wacken eigentlich auch nicht fehlen, trugen doch seinerzeit die Onkelz maßgeblich dazu bei, dass es das Wacken überhaupt noch gibt. Also ab ins Zelt und Dritte Wahl geschaut, wobei hier ja auch gesagt werden kann, dass da ganz dicke Punkelemente vertreten sind. Das Publikum geht geil ab, wobei sowieso mal gesagt werden muss, dass gerade im Zelt immer eine richtig coole Stimmung herrscht. Es kann also durchaus auch von Vorteil sein, wenn eine Band hier statt draußen auf der Hauptbühne auftritt, denn die Stimmung ist im Zelt meist einfach intensiver.So begeisterte die Band ihre Fans mit Songs wie „Zeit bleib stehen“ oder „Was weiß ich schon von der Liebe“ und auch als Nichtkenner dieser Titel, war man noch kurzer Zeit schon versucht, mitzusingen.

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Die Symphoniker Therion sind aber ganz schwer eine Frage des eigenen Geschmacks. Hätte es nur die Musik und den männlichen Gesang gegeben, wäre auch der hiesige Verfasser begeistert gewesen, doch die ständige Opern-Trällerei ist wirklich nur etwas für Liebhaber. Außergewöhnlich, vor allem auch in Sachen Outfit ist die Truppe ja dennoch und einige Fans hatten sichtlich Spaß, etwas spärrlich waren die Reihen aber auch. (Röbin)


woa40Samstagabends um 19:25 durften die geschminkten Herren von Steel Panther die True Metal Stage unsicher machen. Wer die Diven kennt wusste was ihn erwartet, und das wurde auch geliefert. Songs und gelaber wechselten sich ab. Wer den frauenfeindlichen Humor der Band mag der hatte viel zu lachen.  Und für das männliche Auge wurde auch gesorgt. Steel Panther treiben den Glam Metal auf die Spitze. Auch wer kein Glam Metal mag sollte sich einmal ein Konzert von denen gönnen. Ein solider Auftritt bei Sonnenschein was viele Zuschauer vor die Bühne lockt. (Benni)

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Nach der Bespaßung kam dann die Abkühlung in Form von Triptykon. Die Düstermetaller rund um Warrior Fischer schaffen es meist, ihre ganz eigene Atmosphäre aufzubauen und die Leute langsam, aber sicher in ihren Bann zu reißen. Hypnotisch wurden zähe düstere Riffs geboten, umrankt von diversen umgedrehten Kreuzen. Einzig die gastsängerin hätte es nicht unbedingt gebraucht, denn toll geklungen hatte dies nicht so wirklich.


woa43Es wurde Zeit, für die finale Deutschland Show von Twisted Sister. Und die hatte es in sich. Natürlich konnte man keine allzu großen Überraschungen erwarten, das wiederkehrende Ende des Überhits „We’re not Gonna Take It“ oder die Zugabe Ankündigung mit dem gewisperten „Come Out And Play“ sind jedem Fan geläufig. Aber die Feuershow oder ein in Blutrot und damit dämonisch beleuchteter Dee Snider bei „Burn In Hell“ waren schon ganz großes Kino. Als dann noch eine Flammensäule neben den Soundtowers hoch schoss, erschreckte sich Dee kurz und meinte „Wow, what was that? Is Rammstein playing here?“. Überhaupt war der Frontman mega gut aufgelegt, und quasselte ein Zeug, bei dem nicht nur seine Bandkollegen Tränen lachten, er selbst musste auch ab und zu abbrechen, weil er nicht mehr ernst bleiben konnte.woa56
Etwas ernster, dennoch auch unterhaltsam, war dann seine Ansprache zum Ende der Band. Man könne sicher sein, dass dies ihre Farewell Tour sei, nicht wie bei den Scorpions, Kiss oder anderen, die sowas ständig ankündigten, eifrig Shirts verkauften und dann doch wieder kommen. Er meinte, er liebe diese Bands und freue sich, dass diese weiter machen, aber dann hätten sie den Scheiss eben nicht ankündigen sollen. Große Worte, aber das ist man ja von Herr Snider gewöhnt.
woa67In die Zugabe packte die Band noch das seltener gespielte „Tear It Loose“ und mit „S.M.F.“ verabschiedete sich diese großartige Band. Sie wird der Rock und Metalwelt fehlen, vor allem aber dieser einzigartige Entertainer und Frontman vor dem Herrn. Ich stelle jetzt mal die These auf, dass da niemand mehr kommen wird, der so agil rumspringt, dabei so gut singt, die Massen derart auf seine Seite zieht und das mit über 60. Wer so jemand sieht, bitte melden. Twisted Sister sind Geschichte, wohl dem, der sie live erlebt hat.


Und danach wieder ein strammer Wechsel. Arch Enemy hatten das wohl krasseste Gesamtbühnenbild des diesjährigen Wacken Open woa79Air und wirkten mit der Ausstrahlung von Blauhaar Alissa extrem anziehend. Hart und doch melodisch, bunt und dennoch irgendwie düster, krass aber auch sympathisch, so kam die Band an jenem Abend rüber. Es ist schwierig, solche Bands wie Twisted Sister und Arch Enemy nebeneinander zu stellen und zu vergleichen. Wer war jetzt besser ist nicht zu beantworten, da jeder seine eigenen Vorzüge mitbringt und diese eben unterschiedlicher Natur sind. Arch Enemy zählten aber (wieder einmal, nach 2014) zu den Höhepunkten des Wacken Open Air. Natürlich sind die Lieder gute Knaller, aber die gesamte Bühnenshow und dazu solch eine anziehende Frontfrau rundeten dieses Highlight erst richtig ab.


woa89Eher zwiespältig fielen da schon Dio Disciples aus. Eine Coverband auf der Hauptbühne ist eine Sache, dazu aber noch Ripper Owens, dessen gesangliche Qualitäten zu Priest oder Iced Earth Zeiten sicher niemand in Frage stellt, der aber schon zu jener Zeit keine richtige Präsenz auf der Bühne entwickeln konnte. Dauerkaugummikauen, Sonnenbrill, schicker Frack und später noch eine gesponsorte Monster Mütze, das alles trägt nicht unbedingt dazu bei, dass hier mehr Ausstrahlung rüber kommt. Noch dazu eifert der Gute sein einstiges Vorbild auch in Posen nach, indem er regungslos Strophen singt und dabei verdächtig auf die Monitorbox schaut. Und als letzter Kritikpunkt die Stimme, die zwar super zu Priest usw. passt, um den Blues in Dio’s Stimme aber hervorzubringen reichen hohe Schreie nicht, da war der zweite Sänger Oni Logan schon näher dran. Und zu guter Letzt wurde auch noch Ronnie als 3D Hologramm auf die Bühne gezaubert und durfte also Posthum „We Rock“ singen. Seltsam.

 

Pressekonferenz/Mitteilungen

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Was teilweise auch immer jedes Jahr mit Spannung erwartet wird, ist die offizielle Pressekonferenz mit den beiden Veranstaltern Thomas und Holger und einigen anderen Vertretern der Feuerwehr, des Ordnungsamtes oder der Polizei. Man berichtete davon, dass es zwar auch im Vorfeld durch die Nässe ein paar Probleme bei der Anreise gab, allerdings seien diese nicht so gravierend wie in 2015 ausgefallen.
Ein Grund, weswegen früh auf Reserveflächen zurückgegriffen werden musste, seien die größeren Gerätschaften, die mitgeführt würden. Mehr Camper, mehr Anhänger und insgesamt weniger Personen auf die Fahrzeuge verteilt. Man sei aber stolz darauf, dass man von Anfang an am Konzept Parken direkt neben dem Campen festgehalten habe. So hätte es beim Gewitter am Freitagmorgen direkt unmittelbare Schutzflächen für die Besucher gegeben.
woa00Ansonsten kann die Metal Gemeinde an sich zwar natürlich stolz auf den friedlichen Ablauf sein, so extrem schulterklopfen, wie dies aber vom Moderator erwähnt wurde, braucht es nach all den Jahren auch nicht mehr zu sein – was man übrigens an den Reaktionen der Angesprochenen merkte, die das Ganze weit weniger aufplustern wollten.
Zum Schluss gab es wie immer einen Trailer mit den ersten Bandankündigungen, die zwar allesamt zunächst mal nicht schlecht sind, bei denen sich der geneigte Besucher aber zu Recht fragt, woher jetzt die erneute Preissteigerung kommt. Denn ehrlich, Kreator, Amona Amarth, Powerwolf, Sonata Arcitca und Avantasia mögen zwar allesamt momentan gut dastehen, bekommt man aber auf billigeren Festivals ebenfalls zu sehen. Da muss wohl noch was kommen um einige Fragezeichen verschwinden zu lassen.

 

Fazit

 

Wacken 2016 ist Geschichte und für den Spaßfaktor war es wieder mal ein voller Erfolg mit einem absolut unvergleichlichen Flair. Allerdings kann sich die schon angekündigte (und mittlerweile wohl auch ersichtliche) Preissteigerung für nächstes Jahr keiner erklären. Das dort oben an ein paar Stellen ordentliche Summen verdient werden, wie ja auch von offiziellen Stellen in diversen Dokus nachzuhören, sei ja denjenigen gegönnt, die was dafür getan haben, dass das Wacken zu dem geworden ist, was es ist.
Aber vielleicht sollte langsam mal der ein oder andere Euro mehr in Bands fließen, denn es gibt da draußen Konkurrenz, die die echten Metalfans langsam wegzieht und der Hype, der die „Normalos“ anzieht, wird auch nicht ewig anhalten.
Genug gemeckert, am restlichen Bericht sieht man wohl, dass das Festival enorm Spaß gemacht hat und bis auf wenige Ausnahmen die Bands allesamt zu genießen waren (alle kann man ja eh nicht sehen und beachten) und es gibt auch genügend Details, die einem geboten werden und es ist nicht so, als ob man Geld nur für ein paar Töne Musik hinblättert.

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Es ist und bleibt das Highlight des Jahres, wer nicht dabei war sollte sich entweder ärgern oder nicht zu große Töne spucken, von wegen nix für Metallfans. Denn wenn die ganzen sympathischen und aus aller Welt angereisten zigtausend Kutten, Langhaar und Metalshirtträger kein Metal sind, dann ist es niemand. Kein Mensch geht hin und meckert über jemand, der nur auf kleine Konzerte geht. Also lasst bitte die Fans in Ruhe, die Großes genießen.
Somit schließt der diesjährige Bericht, es war ein gelungenes Ding und nächstes Jahr bitte bei den Bands ein paar größere Highlights (wobei nochmals: die kleineren Bands durchaus extreme Highlights zu bieten hatten), denn die Preissteigerung steht ja schon fest. Ansonsten: Wacken bleib wie du bist – GROSSARTIG!

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Bericht: Robin Geiß

Vereinzelte Beiträge: Benjamin Spiess

Fotos: Roy Bornstein, Sarah Stalder

 

http://www.wacken.com/de/


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