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VerdictWer hätte gedacht, dass die Jungs von Verdict auf ihre „alten Tage“ noch mal so ein Bollwerk wie „The Meaning Of Isolation“ entfesseln.

Dass das vierte Album der Band das bisher Beste darstellt, sieht nicht nur Interviewer Michael so. Die unzähligen, mehr als positiven Reviews sprechen Bände…

 

 

Totentanz: Zuerst mal Glückwunsch zu „The Meaning Of Isolation“! So gut wart ihr noch nie! Was für ein Brett!
Ich finde, das Album zeigt viel mehr Facetten von Verdict als die Vorgänger.
Was habt ihr (in Punkto Songwriting) diesmal anders gemacht? Gab es eine Vision im Vorfeld?

 

Marius: Vielen Dank erstmal, solch ein Lob freut uns natürlich hart, haha! Wir haben uns auch wieder viel Arbeit und Mühe gemacht mit der Scheibe. Das erklärt auch ein bisschen die lange Pause zwischen dem letzten Album. Der Hauptunterschied in Punkto Songwriting liegt darin, dass diesmal – bis auf wenige Riffs – alles aus meiner Feder stammt. Heiko Montkowski hat vor seinem Ausstieg noch ein paar Riffs beigesteuert und Dave Helmstetter war für die meisten Basslines zuständig. Dennoch sind und bleiben wir eine demokratische Band. Wenn eine Idee mehr als zwei Leuten in der Band nicht gefällt, wird sie gekickt.
Die meisten Songs der letzten Platte haben wir noch hauptsächlich im Proberaum arrangiert, was aus mehreren Gründen nicht unbedingt effektiv ist…
Dieses Mal jedoch ist das meiste Material zu Hause entstanden und wir haben im Proberaum nur noch das Feintuning gemacht. Die „Vision“ bestand darin, mit unseren (doch eher bescheidenen) Recording-Mitteln das Maximum an Sound herauszuholen und ein fesselndes, abwechslungsreiches Album zu kreieren. Wir haben uns aber nicht allzu viel Druck gemacht. Die Songs sind alle mehr oder weniger aus dem Bauch heraus entstanden und wir haben uns wieder genau die Zeit genommen, die nötig war.

 

Nach langer Suche, seid ihr mit Dave Hadarik auch wieder an der zweiten Klampfe besetzt.
Ist er denn schon auf dem Album zu hören?

 

Marius: Als Dave Hadarik im Juli fest bei uns eingestiegen ist, waren die Aufnahmen bereits im Kasten.
Was man aber jetzt schon sagen kann, ist, dass er definitiv am Songwriting fürs nächste Album beteiligt sein wird.
Denn glücklicherweise kann der gute Mann nicht nur phantastisch Gitarre spielen, sondern hat auch noch Talent in Sachen Riffs schreiben… ein echter Glücksgriff, haha!

 

VerdictIch finde, dass der Thrash-Anteil etwas geringer geworden ist und der (Melodic-) Death-Metal-Anteil dafür etwas größer. Manchmal klingt ihr regelrecht schwedisch (wie z. B. im Opener „Leader Of Soulless“). Wie seht ihr das?

 

Marius: Das kann ich nur unterschreiben! Ich bin sehr von der ersten Schweden-Death-Welle in den frühen Neunzigern beeinflusst worden. Das trifft auch auf Dave Senior und Florian zu. Damals mit 15/16 habe ich die ersten Platten von Entombed, Dismember, Grave, Unleashed und Konsorten quasi mit Löffeln gefressen. Musikalisch beeinflusst haben mich aber eher die melodischeren Schweden-Bands wie At The Gates und Edge Of Sanity, aber auch Bands wie Desultory, die frühen Alben von Hypocrisy, In Flames, Dark Tranquillity oder auch die ersten Illdisposed-Alben…
Auch die Tatsache, dass die Klampfen auf „The Meaning Of Isolation“ eine Etage tiefer gestimmt sind, und dass Dan Swanö das Mastering übernommen hat, lässt den Sound wohl etwas skandinavischer klingen, als sonst. Ich finde, es steht uns ganz gut!

 

Absolut!
Zu den Texten: Der Titel „The Meaning Of Isolation“ und die Songtitel schließen wieder auf sehr gesellschaftskritische Texte. Gibt es einen roten Faden?

 

Dave Helmstetter: Ja. Wobei mir selbst der Zusammenhang erst mit dem Schreiben des letzten Textes zum Song „The Meaning Of Isolation“ bewusst wurde, haha. Die Texte handeln im Schnitt alle davon, dass sich der jeweilige Protagonist in der heutigen Gesellschaft (…die zu verrohen droht), bzw. in seiner eigenen Gedankenwelt isoliert und verlassen fühlt… thematisch werden verschiedene Szenarien beschrieben, in denen das zum Ausdruck kommt.

 

Im Artwork wird ein Geistlicher mit Totenschädel von zwei Mönchen angebetet. Darunter befinden menschliche Teile (unfreiwillig) in einer Art biomechanischen Gebärmutter.
Ist die Isolation, die ihr im Titel ansprecht, demnach keine, in die man sich selbst bringt, sondern eine, die von anderen verursacht wird? (Die Knarren (dürfen im Artwork bei Verdict ja nicht fehlen, haha) deuten ja auf Unterdrückung hin…)

 

Dave Helmstetter: Sowohl als auch. Die Texte setzen sich ja mit den Verdict-typischen Themen wie z. B. Hass, Selbsthass, Zerstörung, Krieg und Religion auseinander. Das Artwork soll eine Kollage des Inhalts sein und die einzelnen Teile als Großes Ganzes zeigen.

 

Der Untertitel (und eine Zeile des Titelsongs) lautet „Sometimes I Feel The Truth It’s All About Might. The Abyss Of Mankind.“ Welche Wege führen denn aus dem Abgrund heraus?

 

Dave Helmstetter: Das ist eine gute Frage. Ich denke, dass wir endlich anfangen sollten, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Wir sollten mit unserem heutigen Wissen versuchen, die positiven Errungenschaften der modernen Zeit zur Verbesserung des menschlichen Miteinanders zu nutzen und gleichwohl versuchen, den Planeten lebenswert zu erhalten. Es werden immer noch Kriege aufgrund religiöser Überzeugungen geführt, die meines Erachtens ins dunkelste Mittelalter verbannt werden sollten. Die Angst vor allem Fremdem ist immer noch in den Köpfen der Menschen gegenwärtig, es werden immer noch leichtsinnig irgendwelche Parolen herausposaunt, die menschenverachtend und einfach nur dumm, aber leider auch gefährlich sind. Es wird Raubbau an den Ressourcen der Erde betrieben, obwohl wir alle wissen, dass es so nicht mehr weitergehen kann und die technischen Möglichkeiten, es besser zu machen, sind vorhanden, werden aber aus finanziellen oder machtpolitischen Gründen nicht umgesetzt. Beispiele gibt es dafür genügend. Wenn wir nicht aufpassen, ersaufen wir noch an all dem Mist, den wir unserer Umwelt und uns selbst antun.

 

Sprechen wir mal über einige Tracks:
Einer meiner Favoriten ist das extrem derbe „First To Fight“. Wie ist denn dieser brutale Uptempo-Kracher entstanden? Er klingt extrem angepisst – gegen wen wollt ihr denn kämpfen?

 

Ratte: Der Song handelt von den US Marines, die zu emotionslosen, gleichgeschalteten Kampfmaschinen herangezüchtet werden. First to fight, Kampf an vorderster Front, semper fidelis, stets treu und ergeben, das ist das Motto des US Marine Corps. Ein arbeitsloser, naiver Junge ohne Perspektive heuert bei den US Marines an und geht dann quasi durch die Hölle. Die Abrissbirne „First To Fight“ ist hierfür der ideale Soundtrack!

Wer hat denn ein „Lack Of Insight“?

 

Dave Helmstetter: „Lack Of Insight“ handelt von der Verbohrtheit und der Angst vor Neuem und Fremdem, der in großen Teilen der Bevölkerung steckt. Wie schon erwähnt, ist es für viele immer noch einfacher, so etwas abzulehnen, da man Angst vor Veränderung hat. Alles Neue birgt Gefahren, allerdings auch Möglichkeiten, die abgewägt werden müssen. Das ist klar. Man sollte aber offen und objektiv an die Sache ran gehen und nicht gleich alles (nur weil es schon immer so war), verteufeln.

 

In der ersten Strophe von „Nemesis Of God“ klingt Ratte ganz anders. Neue Ausdrucksform oder habt ihr hier einen Gastsänger am Start?

 

Ratte: Definitiv kein Gastsänger, immernoch Ratte himself.
Jedoch haben wir uns diesmal bei den Arrangements bemüht, vom üblichen Schema abzuweichen und ab und an etwas Neues beim Gesang zu probieren. Und siehe da, es hat wohl funktioniert, Experiment gelungen!!

 

Allerdings! Gerade in Punkto „Gesang“ kann „The Meaning Of Isolation“ richtig auftrumpfen. Tolle Leistung, Ratte!
Zu welchem Zeitpunkt habt ihr denn eigentlich entschlossen, euer Material von Dan Swanö mastern zu lassen? War das schon Teil des Ursprungsplans oder kam die Idee erst auf, nachdem ihr festgestellt habt, dass das neue Material gut zu Dan passen würde?

 

Marius: Wir hatten eigentlich schon bei der letzten Scheibe „Assassin : Nation“ vor, Dan Swanö zu beauftragen. Als alter Edge-Of-Sanity-Fan habe ich sein Schaffen über die letzten 20 Jahre mitverfolgt, und war mir ziemlich sicher, dass er die richtigen Knöpfe für uns drehen würde.
Allerdings war unser Budget nach den Aufnahmen damals leider erschöpft, und wir haben das Mastering selbst gemacht.
Mittlerweile haben wir eingesehen, dass es Dinge gibt, die man unbedingt den Profis überlassen sollte.

 

The Meaning Of Isolation“ war dadurch sicher ziemlich teuer, oder?

 

Ratte: Das Mastering hat uns schon eine Stange Geld gekostet, jedoch sind die Preise bei Herrn Swanö absolut fair, das ist echt value for money.
Alles in allem ist „The Meaning Of Isolation“ sicher das bisher kostspieligste Verdict-Album.

 

Aber auch das am besten klingende! Es hat sich also jeder Euro Investition gelohnt!
Am 22.02.2014 steigt die CD-Release-Show. Auf was kann man sich denn einstellen?

 

Ratte: Es wird ein klassisches Heimspiel vor hoffentlich vollem Haus. Wir werden das neue Album ausgiebig präsentieren, selbstverständlich sind auch noch ein paar alte Klopper im Set.
Zudem wird dies der erste Gig im neuen Line-Up, wir sind heiß endlich wieder auf der Bühne zu stehen.

 

Wir werden da sein! Danke für das Interview!

 

(Michael)

 

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