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Festerday - IihtallanFesterday - Iihtallan

(Season Of Mist)

Sein full-length Debüt nach ganzen 30 Jahren Bandbestehen herauszubringen, ist wohl so ziemlich einzigartig in der Metalwelt. Aber die finnischen Totengräber FESTERDAY aus Pietarsaari, die sich nach einem CARCASS Song aus dem Jahre 1987 benannten, haben genau das fertiggebracht. 1989 spielten Sänger Kena Strömsholm, sowie die beiden Gitarristen Timo Kontio und Teemu Saari mit zwei weiteren Mitstreitern in selbiger Band, die sich bereits 1992 nach drei Demos (mit so geistreichen Titeln wie Demo I, Demo II und Demo III) in Wohlgefallen auflöste, um in der Band CARDINAL aufzugehen. Doch bereits im selben Jahr agierte man gemeinsam als PEACEFROG, 1993 bis 1994 dann unter dem Banner RAW ENERGY, im Anschluss von 1995 bis 2005 als ...AND OCEANS, 2005 bis 2013 als HAVOC UNIT und von 2013 bis heute wieder unter dem alten Bandnamen FESTERDAY. Bei dermaßen häufigen Umbenennungen blickt eigentlich keiner mehr so richtig durch.

Im Jahr 2014 beschloss man dann, all sein bisheriges Material neu einzuspielen und veröffentlichte Ende Mai 2015 die Compilation “...the Four Stages of Decomposition...“. Nach einer weiteren Compilation, zwei Split CDs und zwei EPs, hat das finnische Quintett nun insgesamt neue 16 Tracks zusammengetragen, um nach drei langen Dekaden den full-length Erstschlag “Iihtallan“ zu wagen. In 52:58 Minuten vermischt man doomigen bis schnellen Old School Death mit dezenten Black Metal- und Punk-Anleihen zu einer fetten, agilen, reißerischen Symbiose, die mal wieder so richtig fetten Spaß bereitet. Mit der ungestümen, zweistimmig vorgetragenen Aggroperformance, bei der sich Kena Strömsholm mit Nachdruck die Stimmbänder aus der Verankerung kreischt, den schweren Boss HM-2 tiefenverzerrten Buzzsaw Gitarren und ihrem abwechlungsreich stampfenden Schlagwerk überzeugen FESTERDAY von der ersten Sekunde an. Und obschon auf “Iihtallan“ auch mal ganz ordentlich geballert wird, ist der groovebladenen Grundtenor in den mittleren Geschwindigkeitsbereichen verankert. Photo Credit: Philip KerbsDurch das häufige Anspielen des Beckens, sowie das entsprechende Mastering erzeugt man einen recht hellen, aber nicht unpassenden Sound, der äußerst gut mit dem sägenden HM-2 Sound der Gitarren korrespondiert. Das raubeinige und schartige Riffing macht hierbei die finnische Kälte am eigenen Leib erfahrbar. Und auch wenn der Grundsound grob Richtung LIK (nur eben etwas langsamer) geht, ist da noch verdammt viel leben untere den Toten. Man agiert aber deutlich wilder, bestialischer und ungestümer als die angesprochenen schwedischen Nachbarn.
 
Dass die Finnen aggressiven, durchgeföhnten Groove mit vielen Geschwindigkeitswechseln im Blut haben, beweisen sie bereits mit dem eigentlichen, bestialisch abartigen Opener im HM-2 Knuspermantel “Edible Excrement“ (den Wahrheitsgehalt des Songtitels kann meine Labradorhündin mit Brief und Siegel bestätigen). Doomig und auch ein wenig assig geht es mit dem wütenden Groovebrett “Tongues For Rotten Kisses“ weiter. Der nihilistische FESTERDAY Klangkosmos weist nicht zuletzt hierbei einen beabsichtigten Hauch von Democharakter auf, der mir immer wieder ein verschmitztes Lächeln auf die Visage zaubert. Die Produktion ist dabei der Burner. Nicht zu klar und nicht zu schräg. Einfach passend für den FESTERDAY Sound anno 2019. Endfette Riffbollwerke türmen sich bei “Kill Your Truth“ auf, zu dem es weiter unten auch ein Video zu sehen gibt. Die bitterböse gezockten Gitarren sind vertonte Gewalt pur. Auch die Einleitungen, Bridges und Refrains sind durchweg als grandios zu bezeichnen. Nun gut, hier sind auch alte Hasen am Werk, denen so schnell keiner mehr was vormacht. Das punkig schnelle “Control Not Your Soul“ geht straight nach vorne und scheut dabei jegliche Blicke zur Seite. Da sieht es bezüglich des doomigen, ja fast hätte ich geschrieben einfühlsamen, “Dreaming For The Dead“ schon wieder ein wenig anders aus. Schwere Gitarren, eine sinistere Grundstimmung, kratzig knarzige Death Vocals, die teilweise übereinander gelegt werden, das Schlagzeug pusht den Song durch die Speaker und auch der richtig schön asozial klingende Refrain ist meisterlich gewählt. Welch ein göttlicher Track!
 
Photo Credit: Philip KerbsWeiter geht es mit “Vomiting Pestilence“, einem der schnelleren Tracks, der unter anderem durch seinen morbide hingekotzten Pestschwall überzeugt. Auch hier hat FESTERDAYs Frontkotzer Kena Strömsholm mit seiner grobschlächtigen Gesangsperformance ganze Arbeit geleistet. Mit “Flowers Of Bones“ und “Flowers Of Stone“ folgen zwei ziemlich deftige Tracks, die es allerdings nicht einmal über die zwei Minuten Marke packen. Das Loop gequälte “Into The Void” ist ein nicht minder intensiver Song, der allerdings wieder stark im Doom verwurzelt ist. “Constructive Decomposition” ist dem Namen nach eine konstruktive Zersetzung, doch hier löst sich nichts in zuträglichem Wohlgefallen auf. Ganz im Gegenteil. Hier wird wieder kräftig die Groovekeule geschwungen. Das darauffolgende “Gravelove” lebt eine leicht ins thrashige abwandernde Ader aus, wird zwischendrin, trotz des deftigen Grundtenors aber immer wieder atmosphärisch doomig. Der Nachfolger “The Human Race Disgrace“ ist nicht minder durchdringend und besticht durch seinen gut gesetzten Kontrast an hellen und dunklen Vocals, den durchdringenden Bass, wie auch durch seine harten Gitarrenanschläge. “Your Saliva My Vagina“ ist ein gierig sabberndes Sexmonter, dass sich in fetziger Manier die Kleider vom Leib reist, um alles anzuspringen und zu begatten, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Das ist so eine richtig schön kranke Death Metal Scheiße, was FESTERDAY da produziert haben! Das abartige “Let Me Entertain Your Entrails” zieht zum Schluss noch mal alle Register, bietet brutal herausgekrischene Gesangsspuren, einen Chorus, sowie alles in Grund und Boden stampfende Drumparts. Es ist ein Remake des Bonustracks und endgültigen Rausschmeißers “Let Me Entertain Your Entrails” (redux), der von einer älteren Demoaufnahme oder aus den tiefen Katakomben ihrer Proberäume stammen dürfte. Hier wird jedenfalls noch abartiger gekrischen. Sehr geil das!

FESTERDAYs bestialischer Death Metal mit dem rauen, heiseren, halbverwesten Death Growlig, Roaring und Screaming wird in Zukunft sicherlich noch so einiges von sich hören lassen. Wie bereits die 2-Track EP “Cadaveric Virginity” haben die Finnen auch “Iihtallan” in den Wolfthrone Studios unter der Leitung von Soundingeneer Owe Inborr aufgenommen, gemixt und gemastert. Man hat dort soundtechnisch diese typisch finnische Old School Verwesung einfangen können. FESTERDAY 1.0 ist die Auferstehung der lebenden Toten, die mit ihrem leichten Doom Einschlag Atmosphäre schafft und ein enorm hohes Suchtpotential entfaltet. Wie ein Abendmahl an einer vor 13 Tagen frisch gedeckten Tafel voller essbarer Exkremente. Das Textgut auf „Iihtallan“ dreht sich rund um Nekrophilie, Gewaltphantasien, (sexuelle) Abartigkeiten und den Untergang der Menschheit. Das erste echte Highlight im Death Metal Bereich 2019. “Iihtallan” is one hell of a ride!

(Janko)

https://www.facebook.com/festerday

 

 

Checkt doch gleich mal die aktuellen FESTERDAY Videos:

Edible Excrement:
https://www.youtube.com/embed/0XzAoHJUD-Y

Kill Your Truth:
https://www.youtube.com/watch?v=ODkahu8LwP8&feature=youtu.be


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