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Philip H. Anselmo & The Illegals - Choosing Mental Illness As A VirtuePhilip H. Anselmo & The Illegals - Choosing Mental Illness As A Virtue

(Season of Mist)

Eine mentale Krankheit als Tugend ansehen? Ooookaaayyy!?! Das sieht dem Enfant terrible des Metals PHILIP H. ANSELMO (DOWN, SUPERJOINT, SCOUR, ex-PANTERA) und seinen Illegalen mal wieder ähnlich. Geistig divergent war er ja schon immer, der Weirdo Philip „Phil“ Hansen Anselmo, denn ob Punk, Hardcore, Thrash, Southern Metal, Texas Rock, Black Metal, Hardcore Punk, Sludge Metal, Crossover...er hat und hatte alle möglichen Spielarten durch und zeigte bislang verdammt viele Gesichter. Seit ihrer Gründung im Jahre 2011 haben PHILIP H. ANSELMO & THE ILLEGALS eine Split CD mit WARBEAST, ihr full-length Debüt „Walk Through Exits Only“ und die EP „Scion A/V Presents: Housecore Horror Film Festival 2013 EP” rausgehauen. Nun sind die streitbaren Psychos mit ihrem zweiten Studioinferno „Choosing Mental Illness As A Virtue“ einmal mehr aus der Irrenanstalt entkommen, um uns mit ihrem Extreme Brutal Sludge Metal so richtig schön die Birne weich zu kloppen. 

Das, in New Orleans, Louisiana ansässige, mental geschädigte Quintett drückt in einer knappen dreiviertel Stunde zehn völlig kranke Nummern, mit so eloquenten Namen wie „Little Fucking Heroes“, „Finger Me“ oder „Invalid Colubrine Frauds“ durch die Speaker. Brutal verzerrte, ultrakranke Gitarrensequenzen, enorm tiefergetunte Bassläufe und Phils röhrenden, blutig gehaspelten Stimmbänder, die von kraftstrotzenden Deathgrowls, über krankes Gewimmer, Gejammer oder Gewinsel, bis hin zu herrlich bekloppten Screams reichen, dabei aber überwiegend auf einem, wie die Faust aufs Auge passenden Dumbass-Gebrummel hängenbleiben. Philip H. Anselmo & The IllegalsDazu drischt Jose "Blue" Gonzales zum Teil derart gestört auf sein Schlagzeug ein, als wolle er es häuten, abschlachten und anschließend zu klebrigem Brei verkochen. Einem gefährlichen Rudel streunender Hunde gleich, setzen die Outlaws PHILIP H. ANSELMO & THE ILLEGALS neue Maßstäbe in Sachen Verstörung. Phil ist übrigens Besitzer und Betreiber des Labels Housecore Records, auf dem „Choosing Mental Illness As A Virtue” im Land der unbegrenzten mentalen Krankheiten erscheinen wird. Die Produktion zu „Choosing Mental Illness As A Virtue“ ist dabei leicht stumpf, wie der Geist eines Degenerierten. Und nur einen frisch Lobotomierten dürften diese zehn Psychonummern kalt lassen.

 

Kaum mehr Herr meiner Sinne stehe ich nun also an der Medikamentenausgabe und warte sehnsüchtig auf die Runde Sache aus dem Plastikbehältnis. „Choosing Mental Illness As A Virtue“ steht auf der Verpackung, aus der Schwester Anselmo meine Linderung versprechende tägliche Dosis Extrem Metal herausdrückt. Zu „Little Fucking Heroes“ bekomme ich Wahnvorstellungen voller abnormer Polyrhythmik in entartetem Einklang mit schrägen Neurosengitarrenriffs, getunkt in psychopathisches Geshoute/Gebrüll/Geschrei und Gegrunte, dass ich mich ernsthaft nach einer „Melodie“-Führung sehne. Aber irgendwie ist dieser ganze Soziopathenscheiß ne geile Sache, weil so richtig schön schräg und abgedreht und ich grinse apathisch (oder war es abartig) über beide Ohren. Es ist auch nicht so, dass hier wild durcheinander agiert wird. „Choosing Mental Illness As A Virtue” macht durchaus Sinn und hat Struktur, aber diese wird eben gerne von diversen technisch perversen Crossrhythmen, wildem Gebrüll/Gekreisch etc. ausgehebelt. Zuckend, sabbernd, mit einem Speichelfaden, der schon einen glitschigen Fleck auf meinem T-Shirt hinterlassen hat, lasse ich „Utopian“ über mich ergehen. Mit der Gewalt eines platzenden Aneurysmas wird mein Hirn von diesem Explosivgeschredder geflutet. Nunmehr augenflackernd, gebe ich mich einem epileptischen Anfall hin. Gedanken an Schlachtung, Gemetzel und irgendeine kranke Scheiße, die sich nicht näher beschreiben und schon gar nicht physisch greifen lässt, prasselt auf mein inneres Auge ein und wirft mich wieder und wieder mit einer schrägen, neurotischen Disharmonie aus der Bahn. Photo Credit: Jody DorignacDer zumeist dunkle, retadiert rausgepresste Brüllgesang ist schon brutal kranker Shit und echt harter Tobak. Völlig verschroben und kaum gesellschaftsfähig passiert derart viel, dass es mir das Hirn zerreißt. „Choosing Mental Illness“ ist heiser, kraftvoll, hoch, tief, mittel, lang, kurz, abgedreht...einfach alles...in technischer Perfektion und reizüberflutender Sounddichte. Das Schreckenskabinett der Zurückgebliebenen, brutal Gestörten und Degenerierten. Zu „The Ignorant Point“ bekomme ich meinen nächsten Schub aus tausenden Messer, Sägen und Geschossen, die von allen Seiten durch mich durchdringen. Beim darauffolgenden „Individual“ mit seinem coolen Riffing wird alles an Extreme reingepumpt was nur irgend geht. Das manische „Delinquent“ haut mich endgültig aus den Socken und ich liege völlig verkrümmt und nach Erlösung heischend am Boden.

 

„Photographic Taunts“ und das oberst abgedrehte „Finger Me“ prügeln mir die letzten Fetzen Seele aus dem Leib. Der Doublebassaction Core von „Invalid Colubrine Frauds“ kann nur einem kranken Geist entsprungen sein und okkupiert nun meinen. „Mixed Lunatic Results“ befreit mich allmählich aus meiner misslichen Lage und es dauert nicht mehr lang, bis die Wirkung der hochdosierten Kunststoff Drehscheibe „Choosing Mental Illness As A Virtue“ seine bluttriefenden Fänge von mir löst. PHILIP H. ANSELMO & THE ILLEGALS 2.0 ist wirklich verdammt schwer zu bewerten. Es fällt mir allerdings ebenso schwer, dieses Album nicht zu mögen, denn dieser Asylum Garbage geht mit technischer Finesse, manisch wiederkehrende Loops, verqueren Riffs, bekloppt verzerrten Leads und stetig wechselnden Drumfolgen brutal und kompromisslos gegen den guten Geschmack vor. Das Album erzeugt verstörende Gefühle von Enge, Schrecken, Angst, Bosheit, Beklemmung, Wut, Verzweiflung, Taubheit, Handlungsunfähigkeit, Schmerz, Ausgeliefertsein und ist somit die perfekte musikalische Umsetzung des Leids und des Schreckens, das geistig behinderten Menschen nicht nur in Amerika angetan wurde und zum Teil noch bis heute wird. Für den ungeübten Hörer ist „Choosing Mental Illness As A Virtue“ eine eintönige, Schreiorgie ohne Sinn und Verstand. Für den geistesgestörten Extrem Metal Fan das Paradies auf Erden, denn die total abgedrehte Auslegung des Brutcore liegt in der ultimativen Schnittmenge zwischen Genie und Wahnsinn. Dafür aber wirklich sehr, sehr nah am Wahnsinn. Für die Meisten wohl unhörbar, für mich mal wieder was komplett neues, wenn ich auch nicht in allen Dingen mit Phil und seinen Illegalen konform gehe. So und jetzt möchte ich bitte abgeholt und in meine Ich-Hab-Mich-Lieb-Jacke gezwängt werden. „Choosing Mental Illness As A Virtue“ is a virtue!


(Janko)

www.facebook.com/Philipillegals

 

 

Hier noch drei U-Tube Links zum anchecken:

Delinquent:
https://m.youtube.com/watch?v=GiOWupDRHII

The Ignorant Point:
https://www.youtube.com/watch?v=z4yo64knbUk

Choosing Mental Illness:
https://www.youtube.com/watch?v=__4_PCUifMM

 


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