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finaleFinale

(Pierrot Le Fou)

 

Die Straßen sind wie leer gefegt: Die dänische Nationalmannschaft steht im Finale, und das ganze Land scheint vor dem Fernseher zu sitzen. Entsprechend langweilig verspricht die Schicht von Agnes und Belinda zu verlaufen. Doch von den wenigen Kunden, die sich an diesem Abend in den Verkaufsraum der Tankstelle verirren, erscheint einer merkwürdiger und bedrohlicher als der andere. Nur langsam wird den Frauen klar, dass der seelenlosen Ruhe schon bald ein grausamer Sturm folgen wird.

 

Mit Finale, der auf dem gleichnamigen Roman des „dänischen Stephen King“ Steen Langstrup basiert, erreicht uns ein durchaus doppelbödiger Horrorfilm aus dem hohen Norden. Nicht nur die Handlung spielt sich auf zwei Zeitebenen ab, auch der Blickwinkel so manches Zuschauers mag sich verändern, wenn sich die ins Kammerspielartige gehende Thriller-Situation plötzlich zu einer Torture-Porn-Revue wandelt. Wo hier Gesellschaftskritik beginnt und niedere Sensationslust endet – den Gefallen, dies zu definieren, tut der Film seinem Publikum nicht. Und so funktioniert Finale einerseits sowohl als vermeintlich tiefsinnige Parabel auf den täglichen Medienirrsinn als auch in seiner Eigenschaft als Exploitation-Stück. Andererseits liegt es in der Natur der Sache, dass sich beide Ansätze gegenseitig ein Stück weit ihrer Wirkung berauben. Und in der Tat drängt sich die Frage auf, wie viel Selbstzweck in herausgerissenen Gliedmaßen oder durchbohrten Brustwarzen liegt. Doch abseits der intellektuellen Filmkritik wird sich niemand daran stören – eher im Gegenteil werden sich allenfalls ein paar Gorebauern über die erst recht spät im Film einsetzenden Splattereien beklagen.

 

Dabei glänzt Finale gerade in den ruhigen Tankstellen-Szenen mit Spannung und einer beinahe greifbaren Atmosphäre. Die beiden Hauptdarstellerinnen liefern eine sehr gute Performance ab, und auch die freakige Kundschaft weiß zu gefallen. Obwohl man durch die verschachtelte Erzählweise im Grunde weiß, welches Schicksal die Frauen erwartet, driftet das Ganze zu keiner Zeit ins Belanglose oder gar ins Langweilige ab. Die Show im letzten Akt setzt dem Treiben dann mit Nachdruck noch einen drauf und begeistert mit Folter-Clown und Live-Kommentaren aus dem Netz, welche auch mal versteckte Verweise auf Genre-Meilensteine setzen. Diese und weitere Kleinigkeiten zeigen, dass hier Überzeugungstäter am Werk waren, die keinesfalls einem Trend hinterherjagen und einen Film für den schnellen Euro runterkurbeln wollen. Finale ist vielleicht kein Meisterwerk, aber ein durch und durch guter Horrorfilm, dem man zumindest im Ansatz einen gewissen Tiefgang nicht absprechen kann.

 

Das Mediabook enthält neben Poster und Booklet diverse Interviews und einen Audiokommentar sowie deutschen und dänischen Ton.

 

(mosher)

 


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