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Calvaire - Tortur des WahnsinnsCalvaire - Tortur des Wahnsinns

(I-On New Media)

 

Grad die Franzosen zeigen, dass das Backwood-Genre ganz und gar nicht tot ist, vielmehr aber für sattsam Tote sorgt. Da das europäische Kino sicher immer schon etwas besonders verhielt, greift "Calvaire" diese Tradition auf und präsentiert einen trockenen, überraschend runden und beeindruckenden Psycho-Terror ganz ohne Teenies und Partylaune. Die vorerst mit dem deutschen "Con Game" gleich ziehende Geschichte um einen ländlich Gestrandeten, der erst freundlich auf einem Bauernhof aufgenommen wird, aber später merkt, dass in dieser Abgelegenheit die Gastfreundschaft und Menschlichkeit längst einem Vorhof zur Hölle gewichen ist, entwickelt sich zu einem kantigen, unangenehm intensiven Terror-Streifen, der trotz weniger Kunstblut als ähnlich geartete Produktionen doch deftig in Mark und Bein geht. Der hilfsbereite Pensionsbesitzer Bartel nutzt jede Täuschungsmöglichkeit, um die Kontaktmöglichkeiten seines Gasts zu unterbinden und er überschreitet schon bald die Linie der Privatsphäre seiner leichten Beute, des Künstlers Stevens. Die Psychose Bartels, der nie über die Trennung von seiner (imaginären) Frau hinweg kam, mag anfangs noch belustigend sein, doch bald wird daraus eine bittere Angelegenheit für Stevens, der diese Rolle einnehmen soll. Eindringlich wird davor gewarnt, das Dorf zu betreten, doch beim Streifzug durch die Wälder stößt Stevens auf die Dorfbewohner, die sich mit ihrem Vieh vergnügen. Doch was in anderen Filmen durchaus für Lacher angedacht ist, bleibt hier unangenehm bedrückend und ernst, denn die Backwood-Komik der kauzigen Gemeinde, einer reinen Männerdomäne, verhallt in der Stille der umliegenden, winterlichen Wälder. Es sind dann nicht etwa Effektszenen, die "Calvaire" so gefällig gestalten, sondern die makabren, extrem befremdlichen Momente, mit der der Regisseur die eingeschworene Gemeinde auf ihrem schmalen Grat zwischen bemühter Normalität und kompletten Wahnsinn beschreibt. Bilder wie jene in der Bar, als sich eine seltsame Tanzgruppe zusammenfindet oder die schwindlige Kamerafahrt durch die Dreierrunde am Weihnachtsabend werden sich einprägen, denn wo sonst sieht man Derartiges unkommentiert und völlig ohne musikalische Einmischungen?

Wegen wenig Musik fällt der Ton (DD 5.1, Frz. oder Dt.) etwas zurückhaltend aus, ist aber doch gut gelungen. Beim anamorphen Breitbild (2.35:1) fehlt es mitunter ein wenig an Schärfe, aber auch das stört weniger für so eine kleine Produktion. Also, nur keine Berührungsängste mit "Calvaire", hier lohnt sich ein Blick.

 

(Paule)


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