Swordbrothers Festival 2009
Swordbrothers Festival
12.9.09 - Andernach, Juz
Es ist wirklich schade, daß das Swordbrothers nur noch einmal im Jahr stattfinden kann. Schade für die Fans, die dieses Undergroundfestival wohl mittlerweile genauso schätzengelernt haben wie die großen Brüder KIT und HOA. Schade für die Bands, deren zahlreichen Anfragen nun noch weniger nachgekommen werden kann. Aus aller Herren Länder drängen sie zum Gipfeltreffen der Schwertbrüder, so daß diesmal für den einheimischen Underground kein Platz mehr blieb, und auch im nächsten Jahr (das Billing für 2010 war schon vor dem diesjährigen Festival komplett bekanntgegeben worden) wird mit Paragon nur eine einheimische Truppe aufspielen. Hier zeigt sich eine Wandlung in der Festivalkonzeption: Während das Swordbrothers im Gegensatz zu den vorwiegend von amerikanischen Bands bespielten Nostalgieveranstaltungen KIT und HOA anfangs ausschließlich dem europäischen Nachwuchs ein Forum bot, ist man mittlerweile umgeschwenkt und setzt auf alte Kultbands aus den Staaten. Finde ich persönlich schade, denn es gibt zahlreiche interessante Newcomer, die einen Platz im Swordbrothers-Billing verdient hätten, egal wo sie ihren Proberaum haben, aber der Erfolg gibt Veranstalter Volker Raabe wohl recht: So gut wie 2009 war das Swordbrothers nie besucht, Omen und Halloween ließen die Kasse ordentlich klingeln. Es sei ihm gegönnt, und insgesamt war es einmal mehr ein wunderbarer Tag voll des Metals. Here we go, Swordbrothers!
Barbarian
Als Barbarian das Festival eröffneten, war noch eher wenig in der Halle los. Das Wetter war schön, der Metalmarkt voller Leckerbissen, so daß die meisten Fans sich draußen noch ein wenig (mehr) die Kehle anfeuchteten, während das spanische Trio seinen Metal ins Publikum schleuderte. Vorneweg: Ich habe ja den Verdacht, daß Zarpa als Magnet für die spanischen Fans gedacht waren, und Barbarian holte man dann halt gleich mit nach Deutschland, weil sie einen schönen Bandnamen haben. Musikalische Pluspunkte konnten sie zumindest bei mir nämlich nicht sammeln. Eine eher unbeholfene, unerfahren wirkende Bühnenshow, durchschnittliches Songmaterial – Barbarian waren nicht wirklich schlecht, aber die nötigen Qualitäten für ein solches Festival bringen sie noch nicht mit. Als Aufwärmübung für die Ohren war’s okay, besonders interessieren konnten sie mich mit ihrem Material jedoch nicht.
Hellish War
Nachdem ich während des Gigs der zweiten Band Steelraiser selbst nicht in der Halle war, gab ich mir dafür anschließend die erste südamerikanische Truppe der Festivalgeschichte, Hellish War aus Brasilien. Und was die fünf Herrschaften auf die Bretter legten, war schlichtweg hammergeil. Das war Power Metal, wie er sein muß – melodisch, überwiegend schnell, powervoll, energiegeladen, mit einem guten Sänger und zwei noch besseren Gitarristen. Songtitel wie „Defender of Metal“, „Metal forever“ oder „We are fighting for the Metal“ tun ein übriges zur Begeisterung. Mancher wird ihnen vorgeworfen haben, zu europäisch, melodiös, helloweenig zu klingen, den meisten Anwesenden jedoch gefiel es sichtlich, mir auch. Es wäre der Band zu gönnen, daß dies nicht ihr letzter Europaabstecher bleibt, denn mit ihrem Talent könnten sie – ein fähiges Label vorausgesetzt – sich hier eine feste Fanschar aufbauen. Ich zähle mich bereits jetzt dazu und verleihe den Brasilianern die Silbermedaille des Tages. Hail Hellish War!
Zarpa
Auf das frische Blut folgte eine schon angegraute Legende. Zarpa sind in ihrer spanischen Heimat bekannt wie buntmetallische Hunde, haben so manchen Kultsong in der Hand, sind außerhalb Spaniens aber vermutlich nur den echten Warriors ein Begriff. Noch dazu kann der Sänger nach landestypischer Sitte kein Englisch und machte seine Ansagen daher einfach in seiner Muttersprache, was für eine Mischung aus Verwirrung und Amusement bei den meisten Anwesenden sorgte. Nicht jedoch bei den mitgereisten Fans, die sämtliche Texte auswendig konnten und Zarpa standesgemäß abfeierten. Die Performance der Band war eher routiniert als euphorisch, ein sehr guter Gig war es aber allemal, denn neben Muro, Angeles Del Infierno und Baron Rojo waren Zarpa schon in den 80ern eine der besten Bands im Stierkampfmetal, somit konnten sie heute songtechnisch aus dem vollen schöpfen und Klassiker an Klassiker reihen. Mein Favorit war das abschließende „Fantasia“, das Publikum ging ordentlich ab, für Zarpa war der Gig definitiv ein Erfolg.
Goddess Of Desire
Während Enchanter pausierte ich dann wieder ein wenig, aber zu Goddess mußte ich natürlich die erste Reihe stürmen. Erstens weil sie immer und überall sehens-, hörens- und mitbangenswert sind und zweitens, weil es die letzte Gelegenheit war, Goddess Of Desire auf deutschem Boden zu sehen. Im November soll in den Niederlanden der definitive Abschiedsgig stattfinden. Mensch, das könnt ihr doch nicht ernst meinen, was soll aus dieser Welt werden, wenn es nicht immer wieder neue Alben und Konzerte von euch gibt?! Somit lag eine gewisse Trauerstimmung in der Luft, die aber bereits beim Intro von unbändiger Metalwut massakriert wurde. Ich hatte befürchtet, daß der Band ihre Unlust auf weitere Bandaktivitäten anzumerken sein würde, doch weit gefehlt – Goddess Of Desire legten sich nochmal ordentlich ins Zeug, brachten Songs von jedem Album, brachten an Show auf die Bühne, was sich halt aufbauen ließ, Delilah bot nochmal einige „female effects“ dar (Feuerspucken, Strip beim Venom-Cover „Teacher’s pet“ etc.). Und Songs? U.a. „Rites of war“, „Conquerors divine“, „Ride“, „Scream for Metal true“ und natürlich die ultimative Hymne „Metal forever“, einer der besten Songs aller Zeiten, zu dem zahlreiche Fans die Bühne enterten, um ihre Helden abzufeiern. Einziges Manko: Der Auftritt war viel zu kurz, der Schwanengesang der besten und wichtigsten holländischen Metalband (keine Widerrede!) hätte gerne viel länger ausfallen dürfen, aber auch die schönsten Dinge im Leben enden irgendwann. Ein würdiger Abschluß dieses Kapitels der Metalgeschichte war es allemal und der beste Gig des Tages. Farewell, ihr werdet mir fehlen. Hail Goddess Of Desire!
Thunder Rider
Stimmungsmäßig war der Bruch von der klischeebeladenen Brachialität Goddess Of Desires hin zum melodischen, majestätischen und nicht gerade beinharten Epic Metal Thunder Riders schon nicht so einfach zu verdauen, nichtsdestotrotz hatten sich eine Menge Fans vor der Bühne versammelt, als die Band loslegte. Band? Nennen wir sie einfach mal so, denn außer Sänger/Gitarrist/Chef John Blackwing war niemand aus Übersee angereist, stattdessen fungierten einfach Roxxcalibur als Musiker, um die epischen Hymnen nach Andernach zu tragen. Da sie neben Roxxcalibur und Thunder Rider nunmehr auch Savage Grace sind und beim kommenden KIT als solche fungieren werden, liegt die Vermutung nahe, daß mittlerweile wirklich jede Reunion möglich ist, vorausgesetzt, irgendein ehemaliges Bandmitglied läßt sich als Alibi noch auftreiben. Die Fans werden’s schon schlucken. Aber Gemecker beiseite: Der Auftritt war sehr gut, die Musiker agierten tight und professionell, Blackwing war gut bei Stimme und die Songs sind ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Ähnlich wie Warlord setzen Thunder Rider kaum auf Härte oder Aggression, vielmehr auf Atmosphäre und Melodie. Das Publikum klebte förmlich an den Lippen des Geschichtenerzählers John Blackwing und war hinterher sichtlich zufrieden, so daß der Gig durchaus seine Berechtigung hatte, trotzdem wäre es schön, wenn Thunder Rider wieder auf Bandstärke anwachsen könnten.
Omen
Als danach bereits Omen die Bühne enterten, war die Überraschung groß. Sollten nicht zuerst noch Arakain spielen? Aus unbekannten Gründen war die Truppe jedoch nicht angereist, ohne abzusagen. Gut für den Veranstalter (Gage gespart), schlecht für die Fans (eine Band weniger – und aus der Horde der nicht berücksichtigten Bands hätte sich sicherlich auch eine darüber gefreut, nachrücken zu können) und generell eine blöde Sache. Omen hingegen wurden ihrem Ruf gerecht und legten einen Gig auf die Bretter, der sich gewaschen hatte. „Battle cry“, „Warning of danger“, „The curse“, „Dragon’s Breath“, „The axeman“, die zahlreichen Klassiker sind bekannt. Noch dazu hat die Band mit George Call einen Sänger an Bord, der sie überzeugend rüberbringen kann und zu Omen paßt wie angegossen. Erwartungsgemäß wurden sie schwer gefeiert und konnten auch mich vollkommen überzeugen. Ein Platz auf dem Siegertreppchen wäre sicherlich drin gewesen, wäre da nicht noch der Headliner gewesen.
Halloween
Halloween zum dritten Mal live in Europa – der Rezensent zum dritten Mal in der ersten Reihe. Keine Frage, man darf sich einfach keine Gelegenheit, diese Truppe zu sehen, entgehen lassen. Die Bühne wurde fix dekoriert, dann brach das Unheil über Andernach herein. Halloween hatten aufgrund des Ausfalls Arakains ihr Set einfach nochmal verlängert und legten somit eine über zweistündige Show hin, welche alle Veröffentlichungen berücksichtigte, natürlich mit einem Schwerpunkt auf dem Debut. „Don’t Metal with evil“, „Trick or treat“, „Tales from the crypt“, „Scared to death“, „Victims of the night“, „Black skies“, „If I die you die“ – hat wahrlich nichts gefehlt, und ein paar Appetithappen des kommenden Albums gab es ebenfalls zu hören, von denen mir besonders „Her ghost comes out to play“ gefiel. Selbstredend wechselte Brian Thomas alle paar Songs das Kostüm und kam mit immer neuen Masken auf die Bühne, Halloween sind bei aller musikalischen Qualität halt doch eine sehenswerte Showband. Ich würde die Truppe ja gerne mal zu Hause in Detroit sehen, denn nach Europa können sie schließlich immer nur einen kleinen Teil ihrer Show mitbringen. Ein sehr motivierter und guter Auftritt, der der Headlinerrolle der Band gerecht wurde und ihnen zumindest die Bronzemedaille sicherte. Hail Halloween! Und hail Swordbrothers – nächstes Jahr sind wir wieder dabei, kein Frage.
Bericht & Fotos: Till
Foto Thunder Rider: Angela Stamm