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Stratovarius - Nemesis
Stratovarius – Nemesis

(earMusic/Edel)

 

Vorhang auf für Album Nummer drei nach dem Abgang von Timo Tolkki. Nachdem die Finnen die Pleite ihrer Plattenfirma Sanctuary und die bandinternenen Querelen hinter sich sich lassen und mit Gitarrero Matias Kupiainen einen fantastischen Neuzugang verbuchen konnten, haben Stratovarius 2009 mit „Polaris“ ein deutliches Zeichen gesetzt: Die Band, so sieht sie das selbst, war wiedergeboren worden, und genau so klang sie auch: Frisch, ausgereift, positiv, kreativ und unglaublich spielfreudig, und der ausgefeilte und noch homogenere Nachfolger „Nemesis“ setzte sogar noch einen drauf. Stratovarius zeigten sich als eine der technisch und songschreiberisch versiertesten Melodic Metal-Bands dieser Tage, und so gibt es allen Grund, der neuen Platte entgegenzufiebern. Tatsächlich ist auch „Nemesis“ ein starkes Album geworden, aber ein bisschen enttäuscht es auch. Die vier stärksten Nummern der Platte sind gleich zu Beginn hintereinander geschaltet: „Abandon“ eröffnet das Album als eine starke, positive und sehr eingängige Nummer, die sofort hängenbleibt und begeistert, ganz im Stile von „Deep Unknown“ und „Darkest Hour“ - ein spitzenmäßiger Auftakt! Auch das um eine Klaviermelodie gebaute „Unbreakable“, Titeltrack der gleichnamigen EP, erweist sich als mitreißender Midtempo-Track mit extrem starkem Refrain. „Stand My Ground“ mit seinem groovigen Anfang und seinen gelungenen Thrash Metal-Stakkato-Strophen zeigt Stratovarius experimentierfreudig. Erst im langsamen, erhabenen und hymnischen Refrain, der einmal mehr die positive und lebensbejahende Haltung der Band überträgt, erkennt man diese wieder. „Halcyon Days“ kommt apokalyptisch und düster daher, was in interessantem Kontrast zum leichtgängigen Refrain steht. Im zweiten Teil des Songs experimentiert man mit Elektro-Sounds, was etwas ungewohnt ist, aber zum Feeling des Songs hervorragend passt.

 

Stammten die ersten vier Stücke sämtlich aus der Feder von Sänger Kotipelto und Gitarrist Kupiainen, hat mit „Fantasy“ Basser Lauri Porri eine Nummer beigesteuert, die leider nicht überzeugen kann: Ein softer, poppiger Song mit einem käsigen Refrain, der die Band hörbar unterfordert und das Niveau kurzzeitig in den Keller fahren lässt. Schlimm! Gut, dass zur Entschädigung mit „Out of the Fog“ gleich die komplizierteste und progressivste Nummer des Albums auf dem Fuße folgt: Ein interessantes, hektisches Strophenriff, apokalyptische Keyboard-Sounds, ein starker Refrain mit dynamischen Tempowechseln und ein umwerfender Oriental-/Ethno-Part im zweiten Teil. Klasse! „Castles in the Air“, ein Song von Keyboarder Johannsson, ist auf einem zunächst balladesk vorgetragenen Thema aufgebaut, das sich dann zu einer stampfenden und getragenen Chorpassage entwickelt, die so stark mitreißt, dass unter dem Strich trotz eines mäßigen Refrains eine starke Nummer übrigbleibt. „Dragons“, ebenfalls von Johannsson, ist ein unkomplizierter Track im schnelleren Midtempo, insgesamt eher unspektakulär. „One Must Fall“ ist dann wieder kraftvoll und hymnisch ausgerichtet, aber leider auch etwas zäh. „If the Story is Over“ ist eine ruhige Nummer mit Irish Pipe und „Herr der Ringe“-Feeling, ganz schön, aber auch etwas kitschig. Glücklicherweise folgt mit dem Titeltrack am Ende noch einmal ein straightes Stück mit einem kraftvollen und energischen Refrain, der das Album mit einem ordentlichen Paukenschlag abschließt.

 

Insgesamt hat „Nemesis“ einiges zu bieten: Mit „Abandon“, „Unbreakable“ und „Stand My Ground“ sind ein paar echte Hits vertreten, die ihren festen Platz im Repertoire der Band finden werden, und auch „Out of the Fog“, „Castles in the Air“ und „Nemesis“ stehen dem kaum nach. Durchgängig überzeugen Stratovarius hier mit ausgefeiltem Songwriting, atemberaubenden Gitarren- und Keyboard-Soli, komplizierten Riffs und starken Gesangslinien. Es gibt aber auch einige unspektakuläre Nummern wie „Dragons“ und „If the Story is Over“, und mit „Fantasy“ leider auch einen Totalausfall. Die Qualität des Songmaterials ist damit unterschiedlicher als auf den beiden Vorgängern, und so wirkt es auch weniger homogen. Dies ist allerdings auch der Tatsache geschuldet, dass auf diesem Album stärker als zuvor experimentiert wird, was ja grundsätzlich begrüßenswert ist. Auffällig ist die hymnische Ausrichtung, die insgesamt für eine weitgehende Drosselung des Tempos sorgt, was teilweise begeistert („Stand My Ground“, „Nemesis“), teilweise aber auch etwas behäbig rüberkommt („One Must Fall“). Längere Songs schließlich sind auf dem Album nicht vertreten: Ein ausladendes Meisterwerk wie „Elysium“ sucht man hier vergebens. Letztlich wird an „Nemesis“ kein Stratovarius-Fan vorbeikommen, dafür sind die gelungenen Sachen einfach zu stark und auch die durchschnittlichen Sachen noch viel zu gut. An „Polaris“ und „Elysium“ reicht es aber nicht ganz heran.

 

(Torsten)

 

http://www.stratovarius.com/pages/intro.php

 


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