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Vor MorgengrauenVor Morgengrauen

(CMV Laservision)

 

Immer dann, wenn sich der geneigte Horrorfreund zufrieden zurücklehnt und glaubt, seine Sammlung komplett zu haben, wirft irgendein unbarmherziges Label wieder eine vergessene Perle auf den Markt und die angedachte Entspannung des Geldbeutels wird erneut auf den nächsten Monat verschoben.

 

Jeff Liebermann’s Film aus dem Jahr 1981 darf wohl durchaus als eher unbekannt, um nicht zu sagen als beinahe vergessen, bezeichnet werden und dass, obwohl er sicherlich mehr Qualitäten mitbringt, als die eine oder andere, dank gekonnter Werbekampagne erfolgreiche Vollgurke.

Revolutionäre Innovationen wird hier hoffentlich niemand erwarten wollen, vielmehr watet „Vor Morgengrauen“ konsequent durch die modderigen Fußstapfen der Pamela Vorhees, die sich im Jahr zuvor durch den ersten Teil der „Freitag der 13.“-Reihe geschlitzt hatte. Damit darf der Film für sich beanspruchen, zur ersten Welle der Slasher-Klone zu gehören, was ja durchaus auch etwas charmantes an sich hat. Im Gegensatz zu vielen seiner Genre-Genossen bleibt „Vor Morgengrauen“ dabei aber erstaunlich stilsicher und erfreut dort, wo andere Produktionen ihr Publikum mit nervtötendem, dummdreistem Kanonenfutter quälen, durch eine rasante Inszenierung. Sicherlich sind nahezu alle Motive und Blickwinkel bei Carpenter und Cunningham abgeguckt, jedoch werden diese einerseits gekonnt übernommen und andererseits von verhältnismäßig wenig Teeniegeschwafel um Sex, Drogen und andere Sünden unterbrochen, um die Laufzeit künstlich auf anderthalb Stunden und mehr aufzublasen. Stattdessen begnügt man sich hier mit gut 85 Minuten und beugt so der großen Langeweile vor. Denn inhaltlich zieht „Vor Morgengrauen“ nicht allzu weit an weniger berauschenden Genre-Vertretern vorbei, sondern folgt weitestgehend den immergleichen Mustern: Eine Handvoll junger Leute machen sich auf den Weg in die Wälder, um dort beim Camping das eine und andere moralische „don’t“ zu ignorieren und im Anschluss von den ortsansässigen Irren dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Dabei erinnern die Killer hier optisch eher an jene auch dem ebenfalls im Jahr zuvor entstandenen „Muttertag“ denn an die üblichen „Schwarzer Mann“-Gestalten wie Michael Myers oder eben (der spätere) Jason.

 

Dieses Sich-Verweigern gegenüber gängigen Genre-Klischees mag einerseits gefallen – wie oft ereifert man sich schließlich über die endlosen 08/15-Drehbücher – auf der anderen Seite schließt Liebermann diese Lücke aber auch nicht. Dementsprechend geht seinem Film jede Moral und jede denkbare Doppelbödigkeit ab. Das mag man nun begrüßen oder auch nicht, Tatsache ist jedenfalls, dass sich „Vor Morgengrauen“ aufgrund dieses vagen Killerprofils und der wenig ausufernden Mordszenen letztendlich nur durch seine handwerklich überdurchschnittliche Inszenierung von der breiten Slashermasse abhebt. Dass dieses Kriterium – gerade bei einem Slasher – besonders weit oben auf der Liste der Fans steht, darf allerdings bezweifelt werden. Folgerichtig sind es auch andere Produktionen, die sich – verdient oder nicht – ihren Platz im Olymp der schlitzenden Horrorunterhaltung erobert haben.

 

Die DVD aus dem Hause CMV kommt in einer netten Buchbox daher und präsentiert den Film in einer ansprechenden Bildqualität. Darüber hinaus finden sich auf der Scheibe noch einige interessante Extras, allen Voran ein Audiokommentar mit dem Regisseur. Wer sich ein Bild davon machen möchte, wie „Vor Morgengrauen“ womöglich hätte wirken können, wenn man keinen Wert auf eine gewisse Kompaktheit gelegt hätte, der kann sich die knapp 20 Minuten zusätzlicher Szenen anschauen. Zum Abschluss gibt es dann noch den Originaltrailer und eine Bildergalerie. Alles in allem eine absolut würdige Veröffentlichung für einen überdurchschnittlichen Slasher, dem wohl gerade seine Eigenständigkeit zum Verhängnis geworden sein dürfte.

 

(mosher)


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