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look_of_silenceThe Look Of Silence

(Koch Media)

 

„The Look Of Silence” ist der zweite (Dokumentar)Film des Regisseurs Joshua Oppenheimer, der sich mit den Massakern 1965/66 in Indonesien befasst. Sein erster Film „The Act Of Killing“ (http://totentanz-magazin.de/index.php/movie/2444-the-act-of-killing hier die Rezension) hatte die Täter der Massaker - an den Regimegegnern von General Suharto – im Fokus. Bei den Massakern von 1965/66 hatte - der erst ein Jahr zuvor an die Macht geputschte und von westlichen Regierungen gebilligte und sogar geförderte-  General Suharto, den Auftrag erteilt, Regimegegner (diese wurden alle als Kommunisten diffamiert) zu eliminieren. Dem unter Billigung der Staatsgewalt erfolgten Genozid – den Tätern oder wie sie auch heute noch genannt werden Helden, wurde von Anfang an Straffreiheit erteilt - fielen 500.000 bis 2.000.000 (genaue Zahlen sind auch bis heute noch unbekannt) Menschen zum Opfer. Dieser schier unfassbare Massenmord wird auch heute noch in Indonesien heruntergespielt, ja sogar als Dienst am Vaterland gefeiert sowie in der Schule propagiert und glorifiziert. Nachdem, wie bereits erwähnt, im Vorgänger „The Act Of Killing“ die Täter im Vordergrund standen, richtet sich in „The Look Of Silence“ der Fokus auf die Opfer.

 

Joshua Oppenheimer begleitet den Mittvierziger Adi Rukun bei der Aufarbeitung der Geschehnisse. Adi ist ein ruhiger und ernster aber doch sanftmütiger und keineswegs rachsüchtiger Mann. Sein Bruder Ramli wurde noch vor seiner Geburt von den Banden, die dem Militär unterstellt waren, auf grausame und brutale Art umgebracht. Den Tätern von damals hat es nicht einfach gereicht, ihre Opfer umzubringen, sondern sie gingen überaus sadistisch zu Werke. So wurde Ramli erst der Bauch aufgeschlitzt, der Rücken zerschnitten und später der Penis abgeschnitten. Verstümmelung und sadistisches Vorgehen waren bei den Tätern ohnehin sehr beliebt und so wird an anderer Stelle berichtet, wie Frauen die Brüste abgeschnitten wurden oder wie man das Blut der Opfer getrunken hat um nicht wahnsinnig zu werden.

 

Adi will verstehen was damals in den Männern vor gegangen ist, warum sie so grausam waren und ob sie ihre Taten bereuen. Durch seine Arbeit als Optiker kommt er mit den mittlerweile gealterten Tätern in Kontakt und kann – während er ihnen dabei hilft ihre Sehschwäche zu beheben – Fragen stellen. Er stellt nicht nur Fragen, sondern versucht das innere der Seele dieser Menschen zu ergründen und hofft eigentlich nur, dass sie ihre Taten von damals kritisch reflektieren und Reue zeigen. Aber das Gegenteil ist der Fall und nahezu jeder der interviewten Täter lässt sich höchstens zu der Aussage hinreißen, dass „die Vergangenheit vergangen ist“, man also alles auf sich beruhen lassen sollte. Die Täter zeigen sich immer sehr redefreudig, malen ihre Taten regelrecht aus und haben sichtlich Spaß dabei in ihren Erinnerungen zu schwelgen. Mehr als einmal drohen die Gespräche zwischen Adi und den Tätern zu kippen und Adi sieht sich nur aufgrund seiner Fragen einer ähnlichen Bedrohung ausgesetzt, wie sein Bruder vor über 45 Jahren. Nicht nur, dass den Tätern von damals Straffreiheit gewährt wurde, viele von ihnen sind im politischen wie gesellschaftlichen Establishment gelandet. So ist es für die Hinterbliebenen der Opfer auch heute noch grausam und eine Verhöhnung, dass sie die Täter nahezu täglich sehen müssen und teilweise sogar in ihren Diensten stehen müssen.

 

Ähnlich wie schon „The Act Of Killing“ lässt auch „The Look Of Silence“ den Zuschauer sprachlos und schockiert zurück. Auch wenn keine Bilder von Toten oder verstümmelten Opfern gezeigt werden, die bildhaften Ausführungen der Täter, das sichtliche Nichtbedauern ihrer Taten und die Ohnmacht sowie Machtlosigkeit der Opferhinterbliebenen machen Fassungslos. Auch der gesellschaftliche Status und die damit einhergehende Macht, den die Täter von damals auch heute noch haben lassen einen ungläubig zurück. So waren die Dreharbeiten sowohl für den Regisseur Joshau Oppenheimer als auch für Adi Rukun und das indonesische Filmteam nicht ungefährlich. Adi Rukun und seine Familie leben mittlerweile an einem geheimen Ort in Indonesien und die indonesische Co-Produktionsfirma sowie ihre Mitarbeiter werden aus Sicherheitsgründen im Abspann des Films nicht genannt. Wie auch „The Act Of Killing“ ist „The Look Of Silence“ sehr schwer zu verdauende Kost aber in seiner Ruhe und Einfachheit brillant umgesetzt. Ein Film, der auch für politisch und historisch uninteressierte Menschen ein Muss sein sollte.

 

Koch Media veröffentlicht „The Look Of Silence“ auf Blu-ray und DVD. Der Film ist nicht synchronisiert und kommt im indonesischen Originalton daher, deutsche Untertitel selbstverständlich zuschaltbar. Aber wie auch beim Vorgänger „The Act Of Killing“ auch hier die große Kritik an die Verantwortlichen der Bildsynchronisation. Wieso wurde für die Untertitel keine dunkle Schrift gewählt??? Mehr als ein Viertel (!) der Untertitel gehen aufgrund der hellen Farben und der weißen Schrift verloren, sodass dem Zuschauer viele wichtige Punkte und Zusammenhänge entgehen und er sich einfach vieles zusammenreimen muss. Unbedingt verbessern.

 

(Zvonko)

 

Tipp: Ein Besuch der Homepage des Films ist mehr als lohnenswert, da sich auf der DVD/Blu-ray leider kein Bonusmaterial befindet.

 

http://thelookofsilence.com/

 

http://theactofkilling.com/


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