Aktuelles Magazin

Totentanz on
Totentanz Magazin bei Facebook

Free PDF 

Aktuell sind 599 Gäste und keine Mitglieder online

Der Fall RohwedderDer Fall Rohwedder

(Polyband)

 

Der mediale zweite Frühling der Roten Armee Fraktion hat zwar mit dem Baader Meinhof Komplex und ungezählten Talk- und Themenabenden seinen Zenit bereits eine Weile hinter sich, doch mit ein wenig Verspätung wird nun auch Der Fall Rohwedder dokumentarisch angefasst. Am 1. April, Ostermontag, des Jahres 1991 wurde der Chef der Treuhandgesellschaft im Arbeitszimmer seines Düsseldorfer Wohnhauses erschossen. Offiziell wurde nie ein Täter gefunden, die Echtheit des am Tatort gefundenen RAF-Bekennerschreibens nie bewiesen. Somit bietet die gängige Version des Attentat-Ablaufs also mehr als genügend historische Angriffsfläche, auf der sich redaktionell aufbauen ließe.

Nach dem Durchlauf des mit 45 Minuten nicht besonders üppig ausgefallenen Hauptfilms lässt sich jedoch ernüchtert feststellen, das nicht sehr viel mehr geschehen ist, als dass eben jene gängige Version nacherzählt, dargestellt und somit abgesegnet wurde. Zugegebenermaßen abenteuerlich anmutende Verschwörungstheorien werden allenfalls am Rande erwähnt, was der Seriosität der ZDF/arte-Produktion gut zu Gesicht steht. Die Macher begnügen sich damit, den Tathergang zu rekonstruieren und der damaligen Polizeiarbeit sowohl vor als auch nach dem Mord auf die Spur zu kommen. Denn gerade bei der Gewährleistung der Sicherheit von Rohwedder und seiner Familie unterliefen den Verantwortlichen eklatante Fehler, unter anderem der folgenschweren Fauxpas, nur die unteren Fensterscheiben des Hauses mit kugelsicherem Glas auszustatten - das Projektil durchschlug vor dem tödlichen Einschuss ein normales Fenster im ersten Obergeschoss.

Auch bei den anschließenden Ermittlungen bekam man nicht wirklich ein Bein auf die Erde, erst 2001 wurde durch eine DNA-Analyse bewiesen, dass der Hauptverdächtige, RAF-Mitglied Wolfgang Grams, ein Haar am Tatort zurückließ. Unterstützt und belebt wird die Aufarbeitung des Attentats durch zahlreiche Zeitzeugen, unter ihnen Lothar de Maiziere, Wolfgang Schäuble und Theo Waigel, die Geschichte regelrecht aufleben lassen.

Damit bleibt Der Fall Rohwedder ein kleines, aber ansehnlich gestaltetes Stück (deutsch-)deutscher Geschichte, dessen Präsentation dank zweier ausführlicher Interviews mit dem RAF-Experten Dr. Alexander Strassner und dem Politikwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Seibel (zum Teil in Auszügen im Film zu sehen) ebenfalls gut ausgefallen ist. Über die Qualität der Originalaufnahmen braucht man keine Worte zu verlieren, ansonsten sind Bild und Ton in Ordnung. Wer sich für die Rote Armee Fraktion, deren dritte Generation, linken Terror oder deutsche Geschichte im Allgemeinen interessiert, der kann hier nichts falsch machen.

 

 

(mosher)


Musik News

Movie News