Bang Your Head!!! 2016
BANG YOUR HEAD!!! 2016!! Auch im Jahr nach dem 20. Jubiläum setzen die Veranstalter auf ein 3-Tages Event mit einer zusätzlichen Warm-Up Show, die mittwochs vor dem Festival in der Messehalle stattfindet. Das fast endgültige Line-Up stand auch in diesem Jahr recht früh und es gab keine nennenswerten Absagen und nur kleine Verschiebungen der Running Order. Nach der Hitzeschlacht im letzten Jahr, als man an allen drei Tagen größtenteils weit über 30°C auf dem Gelände hatte, waren die Vorhersagen in diesem Jahr etwas durchwachsener, besserten sich aber in den letzten 2 Wochen vor dem Termin zusehends. Der Donnerstag begann noch recht warm, wurde aber nach einem Wolkenbruch während Candlemass ziemlich frisch. Zumindest wurde es mir so berichtet, da ich berufsbedingt erst am Freitag anreisen konnte. Freitags war es ganz ok und zumindest trocken. Der Samstag präsentierte sich dann mit bestem Festivalwetter. Um die 25°C, bei leichter Brise und durchgehender Sonnenschein sorgten für ein gelungenes Festivalfinale. An dieser Stelle seien auch noch die immer gut aufgelegten Damen und Herren, an der Bonkasse und den Getränkeständen erwähnt.
Donnerstag, 14.07.2016
Was ich so an Stimmen gehört habe, waren STALLION ein klasse Opener. Dass die Jungs motiviert waren, ist kein Wunder, schließlich sind Teile der Band jahrelange BYH-Gänger und regelmäßig in der ersten Reihe zu finden. Das auch LEATHERWOLF live immer zu überzeugen wissen, ist auch kein Geheimnis mehr. An BATTLE BEAST scheiden sich musikalisch schon eher die Geister, eine agile Show wurde den Finnen aber allerseits attestiert. THE DEAD DAISIES überzeugten mit ihrem erdigen Hard Rock während sich an DRAGONFORCE ebenfalls einige Geister scheiden. CANDLEMASS hatten das Pech des einzigen Regens, konnten aber die verbliebenen Anwesenden überzeugen. Das Geballer von CARCASS war einigen etwas zu hart, bei SLAYER war sich die Masse aber wieder einig. SLAYER sind live eine Macht. Allerdings gab es auch Stimmen, die mittlerweile eine gewisse Tightness (besonders bei Drummer Paul Bostaph) vermissen. Besonders letzteres kann ich zumindest vom Gig in Mannheim vor ein paar Wochen bestätigen.
VOODOO X
Eine der großen Überraschungen des diesjährigen BYH, war für viele wohl die Bestätigung von VOODOO X, der legendären Melodic-Hardrock-Truppe um Jean Beauvoir. Genau, der Schwarze mit seinem platinblonden Kunst-Iro. Auch meiner einer war im Vorfeld sehr gespannt, wie die Truppe nach so langer Bühnenabstinenz (zuletzt waren sie Anfang der 90er auf Tour) wohl beim Balinger Publikum ankommt... und sie kam sehr gut an, trotz Slot in der akustisch nicht ganz so optimalen Messehalle. Doch an diesem Donnerstag Abend stand am Mischpult entweder ein Sound-Engineer, der mal KEINEN Bauschaum in den Ohren hatte, oder die Halle ist für Melodic-Rock einfach besser geeignet als für härtere Mucke. Die Halle war zwar nicht proppenvoll, aber es standen genügend interessierte Banger herum, um sich die Jungs mal anzugucken. Recht pünktlich betrat dann Mr. Beauvoir mit seiner Truppe die Bühne und sah immer noch genauso aus, wie man ihn von früher kannte: Figur, Frisur, Stimme... alles beim alten. Da man damals nur eine einzige Scheibe veröffentlicht hat („Vol. I – The Awakening“), wurden von dieser die meisten Songs dargeboten, natürlich „Voodoo Queen“, „A Lover like you“, „Don’t bother me“ und für alle Geburtstagskinder der Schlusssong des Albums: „Happy Birthday“. Nette Geste, wie ich finde. Hinzu kamen noch ein oder zwei Songs von CROWN OF THORNS, ebenfalls ein ehem. Beauvoir-Projekt. Einige Leute (meine Frau inbegriffen) bemängelten, dass der Fokus der Show auf zu vielen langsamen Songs lag, aber die Herrschaften sind nun mal keine Speed Metal Band. Von daher passte es alles sehr gut. O.k., 2 Balladen hintereinander müssen nicht unbedingt sein, aber alles in allem war es ein mehr als zufriedenstellender Gig, der mit dem Led Zeppelin Cover „Rock and Roll“ beendet wurde. Lustige Anekdote am Rande: an den Keyboards stand der Tastenakrobat, der auch auf dem Debut zu hören ist. Ein gewisser Jörn Uwe Fahrenkrog-Petersen, der früher auch bei NENA die NDW-Sounds kreiert hat. Dass nun ausgerechnet er mit Sprechchören gefeiert wurde, brachte sogar Jean Beuavoir zum lachen. Schlussfazit: die Kapelle darf gerne mal wieder auf Tour kommen, ich werde auf jeden Fall hingehen.
(Folkert)
Freitag, 15.07.2016
NIGHT DEMON
2. Tag des BYH 2016 und irgendwie sieht es nach Regen aus, denn alles ist ziemlich düster über Balingen. Genau die richtige Atmosphäre für den Opener NIGHT DEMON, auf den viele Besucher gespannt sind. Letztes Jahr auf dem KIT haben sie schon mal aufhorchen lassen, so dass man gespannt sein durfte, wie sie sich auf der großen BYH-Bühne schlagen werden... und sie schlugen sich verdammt gut! Obwohl da „nur“ 3 Mann stehen, kommt der Auftritt gut beim Publikum an. Songs wie „Curse of the Damned“, „Heavy Metal Heat“, „Screams in the Night“ und „The Chalice“ (inkl. eines kostümierten Night Demon mit Totenkopfmaske und eben jenem Chalice in den Krallenhänden) werden, trotz der frühen Tageszeit, begeistert abfeiert und die Jungs nicht nur Höflichkeitsapplaus bedacht. Die Truppe um Jarvis Leatherby macht, mit ihren stark an die NWOBHM angelehnten Songs, alles richtig und sorgt dafür, dass man schnell wach wird. Dass man, das mittlerweile nun doch schon etwas ausgeleierte, „Radar Love“ von Golden Earring auch in einer etwas punkig-rotzigeren Version spielen kann, haben sicherlich auch noch nicht viele gehört. Klasse Auftritt, klasse Songauswahl, klasse Band... Beide Daumen hoch!!
(Folkert)
MANILLA ROAD
Die Epic-Metaller haben seit einigen Jahren einen guten Lauf. Konzertangebote aus der ganzen Welt und die neuen, wie auch die alten Alben, erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Nun dürfen sie also auch auf dem BYH auf der Hauptbühne ran. Der Zuspruch vor der Bühne ist mehr als ordentlich und man wird auch entsprechend abgefeiert. Zu Recht. Denn der Sound ist ok und offenbart auch bei den Solopassagen nur wenige Soundlöcher. Bryan Patrick ist gut bei Stimme und Roxxcalibur-Kollege Neudi hat die MANILLA ROAD Songs ja quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Der Drummer ist seit 5 Jahren Bestandteil der Band und spielt die Songs dementsprechend souverän. Leider bin ich mit dem Songmaterial so gar nicht vertraut, aber immerhin "Necropolis" war für mich zu erkennen und der Sound kommt live besser als auf Konserve.
IMPELLITTERI
Nun haben es IMPELLITTERI doch noch mal nach Deutschland geschafft. Der erste Gig auf deutschem Boden findet tatsächlich erst knapp 30 Jahre nach der Bandgründung statt. Neben Namensgeber Chris Impellitteri, dem man seine 51 Jahre kaum ansieht, ist auch Rob Rock dabei, der allerdings nicht zum ersten Mal auf dem BYH zu Gast ist. Der Sound ist leider etwas unausgewogen und die Gitarre etwas überpräsent, was sich nach ein paar Songs etwas bessert. Spaß macht die Sache auf jeden Fall. Chris Impellitteri ist ein begnadeter Shredder und hat genügen gute Songs in der Hinterhand, um die Leute vor die Bühne zu ziehen. Das Anfangsriff von "Speed Demon" erinnert mich im Übrigen fatal an Dio's "Stand Up And Shout". Fehlen darf natürlich auch "Warrior" von Rob Rocks anderer Band Driver nicht, denn ohne diesen Song geht Mr. Rock wohl nie auf, bzw. von der Bühne. Tolle Show, auch wenn Mr. Rock hier und da mal etwas an der Melodie vorbei singt.
SACRED REICH
Die Phoenix-Thrasher sind seit gut 10 Jahren wieder aktiv und verwalten das Erbe ihrer frühen Alben souverän. Gedanken über neue Songs scheint man sich im SACRED REICH Lager keine zu machen, stattdessen feuert man lieber fleißig die alten Klassiker raus. Immerhin findet sich mit "Free" auch ein selten gespielter Song vom "Independent" Album in der Setlist. Allerdings ist die, zugegeben gelungene, „War Pigs“ Coverversion auch seit Jahren fester Bestandteil der SACRES REICH Gigs, das könnte die Band auch mal überdenken. Frontman Phil Rind plappert aber gut ausgelegt drauf los, animiert das Publikum zum knuddeln („more hugs, less hate“) und versemmelt im Anschluss "Who's To Blame". SACRED REICH versuchen dann erst gar nicht, den Song ordentlich zu beenden und gehen einfach zum folgenden "Independent" über, dem als krönender Abschluss "Surf Nicaragua" folgt. Immer wieder sehr unterhaltsam, auch wenn vor der Bühne etwas mehr Stimmung herrschen könnte.
METAL CHURCH
Die Rückkehr von Mike Howe hinter das Mikro bei METAL CHURCH hat der Band einen ordentlichen Schub gegeben. Es gibt doch einige jüngere Fans, die nicht mehr daran geglaubt hätten, die Band noch mal mit Mike Howe live zu sehen. Jener ist zudem bestens in Form und singt, als ob er nie weggewesen wäre. Mit "Fake Healer" gibt es gleich einen der größten Kracher der Howe-Phase als Opener. Die Band groovt wie die Hölle und vor der Bühne wird es ordentlich voll. Der Sound ist extrem gut, nur hat man die Vocals vielleicht etwas zu sehr in den Vordergrund gemischt. Die Setlist hat selbstverständlich einen Schwerpunkt auf den Howe-Alben, mit "Beyond The Black", "Start The Fire" und "Watch The Children Pray" dürfte man sich aber über drei Songs der ersten beiden Alben, sowie "No Tomorrow" und "Killing Your Time" vom neuen Album "XI" freuen. Ganz großes Kino war allerdings "Badlands", der frenetisch gefeiert wurde, bevor mit "The Human Faktor" der Spaß dann vorbei war. Absolut mitreißend und eins der Highlights des Wochenendes!
TYGERTAILZ
Da man ANNIHILATOR regelmäßig zu Gesicht bekommt, machte ich mich in die Halle zu den waliser Glamrockern TIGERTAILZ, die man nicht ganz so oft zu sehen bekommt. Scheinbar waren alle Glamrocker vor dem Gethrashe auf der Hauptbühne hier rein geflohen.
Es war ordentlich gefüllt und TIGERTAILZ verbreiteten mächtig gute Laune von der Bühne herunter. Die Herren haben sich (im Halbdunkel) recht gut gehalten und mit dem neuen, frisch blondierten, Frontmann Rob Wylde einen echten Glücksgriff gemacht. Einer kurzen Zeitreise in die 80er stand also nichts im Weg. Ich finde das Songmaterial auf Konserve zwar nicht durchgehend super und man hört recht deutlich, dass Poison öfter mal Pate gestanden haben. Die gute Laune von der Bühne ist aber recht ansteckend. "All The Girls" und "I Can Fight Dirty Too" machen heute Spaß, ebenso wie das unvermeidliche Finale mit "Love Bomb Baby". Das war überraschend unterhaltsam und gar nicht so peinlich, wie befürchtet.
ANNIHILATOR
Für mich persönlich war der Freitag der beste Tag des diesjährigen BYH-Festivals. Ein Kracher nach dem anderen und durch den Metal Church Auftritt war die Meute gut aufgewärmt für ANNIHILATOR. Jeff Waters ist durch den Ausstieg von Dave Padden jetzt leider wieder selber zum Frontmann geworden. Leider deshalb, weil er einfach kein Sänger im Sinne von Frontmann ist. Backing-Vocals ja, aber das war`s dann auch. Und das schreibe ich als Annihilator-Fan der allerersten Stunde!! Das ist aber auch schon das einzige Manko an einem sonst rundum gelungenen Auftritt, der gespickt ist mit vielen Hits aus der kompletten Schaffensperiode der Band und von einer (mal wieder) komplett runderneuerten Bandbesetzung vorgetragen wird. Doch das ist bei Jeff Waters ja nun auch nichts Neues mehr. Besonders der optisch eher nach Sleazer aussehende Jüngling hinter der Schießbude fiel auf, der sein Kit aber dermaßen taktgenau und mit Wucht bearbeitete, dass man im ersten Moment denken mochte „DIE Bohnenstange da hinten macht solch einen Rabatz...?!?“ Wenn ich drei Top-Drummer des Festivals aufzählen müsste: er wäre definitiv einer von ihnen! Ansonsten wurden Songs wie „W.T.Y.D.“, „Set the World on Fire“, “King of the Kill”, „Never Neverland“ und natürlich das unverwüstliche “Alice in Hell” vom Publikum abgefeiert und auch die etwas flachen Ansagen von Mr. Waters hielten sich diesmal in Grenzen. Alles in allem ein sauberer Gig, mit einem passenderen Sänger wäre er aber noch ein bisschen geiler gewesen.
(Folkert)
TESTAMENT
Ich muss zugeben, dass ich den Gig von Testament mit gemischten Gefühlen erwartete: Ein mißratener Auftritt mit breiigem Sound im Wiesbadener Schlachthof hatte mir bei der Tour zu „Dark Roots of the Earth“ ordentlich den Spaß verdorben, und auch vom Rock Hard-Festival 2014 hörte man ähnliches. Was die Bay Area-Veteranen an diesem Samstag in Balingen ablieferten, ist damit nicht einmal im Ansatz zu vergleichen, denn diesmal stimmte einfach alles: Testament hatten augenscheinlich richtig Bock auf dieses Konzert, waren von Anfang bis Ende voll da und agierten mit einem Höchstmaß an Bühnenpräsenz. Egal, ob Chuck Billy wie ein Metal-Weiser spuckend und brüllend am Bühnenrand hockte, Alex Skolnick seine fulminanten Soli vom Bühnensteg aus in die Menge schleuderte oder sich mit Eric Peterson die Bälle zuspielte: Jeder einzelne hat hier auf ganzer Linie überzeugt und stellte sich zugleich voll in den Dienst der Band. Der Sound war so glasklar, wie man ihn sich für ein Open Air-Festival nur wünschen kann, jeder einzelne Song kam druckvoll, tight, entschlossen und mächtig aggressiv rüber. Und das alles bei einer Setlist, bei der nicht viele Wünsche offen blieben: Mit dem riesigen „Over the Wall“ gings los, mit „The New Order“, „Into the Pit“, einem unglaublich fetten „Disciples of the Watch“ und einer grimmigen Version von „The Preacher“ gab es allein vier Hits vom grandiosen Zweitling. Klar beschränkten sich Testament aber nicht auf die Klassiker, sondern brachten mit „More Than Meets the Eye“ und „The Formation of Damnation“ auch die beiden besten Songs der vorletzten Platte, und das mit genau der Härte, die diese Stücke brauchen. Mit „Rise Up“, „Dark Roots of the Earth“ und „Native Blood“ gabs auch was vom neuesten Album, wobei die letzten beiden Songs live allerdings weniger gut gezündet haben. Wie auch immer: Dieser Gig zeigte eine absolut professionelle, irre spielfreudige, souveräne, überlegene, begeisternde und sympathische Band, die alles komplett im Griff hat, einige der besten Thrash-Songs des Planeten im Gepäck hat und von der man sich fragt, wie es eigentlich sein kann, dass sie nicht schon längst im Big 4-Olymp verweilt. Ein atemberaubender Auftritt!
(Torsten)
TWISTED SISTER
2001 wurde mit der Dee Snider Headliner Show quasi der Grundstein für die TWISTED SISTER Reunion gelegt, die zwei Jahre später zu einem denkwürdigen Reunion-Gig auf dem BYH geführt hat. Mit dem Tod von Drummer A.J. Pero im letzten Jahr wurde das offizielle Ende der Band eingeläutet. Für die abschließenden Gigs bis Ende 2016, wo man noch mal so ziemlich jedes Open Air der Welt besucht hat/besuchen wird, verstärkte man sich mit Ex-DreamTheater Drummer Mike Portnoy, der sich ohne Sperenzchen der Band unterordnete. Auch beim fünften Headliner Gig auf dem BYH konnte man TWISTED SISTER nicht vorwerfen, jedes mal den gleichen Gig zu spielen. Kleine Veränderungen konnte man immer finden, wie z.B. die „Horror-Teria“ 2014. Dieses Jahr stand mit "What You Don't Know" wieder ein Song vom Debut als Opener parat. Bei den folgenden "The Kids Are Back" und "Burn In Hell" ging das BYH mächtig ab und ein weiterer denkwürdiger Gig lag in der Luft. Dee Snider ist mit seinen über 60 Jahren noch in Top Form und trägt nicht nur sein Sixpack zur Schau, sondern ist stimmlich noch voll auf der Höhe und schont sich während des ganzen Gigs zu keiner Sekunde. Eine kleine Verschnaufpause bietet lediglich "The Price", aber auch das wird von Dee Snider mit vollem Körpereinsatz dargeboten. Das unvermeidliche "We're Not Gonna Take It" beendet den offiziellen Teil, mit nicht enden wollenden Chören. Die erste Zugabe ist das Rolling Stones Cover "It's Only Rock'n' Roll", bevor die Band für "Come Out And Play" und "Under The Blade" ein zweites Mal auf die Bühne zurückgebrüllt wird. Für "SMF" werden TWISTED SISTER ein drittes Mal auf die Bühne gebeten, das mit großen Funkenfontänen das endgültige Ende bildet. Das war wieder mal ganz großes Kino und ein mehr als würdiger Abschied einer wirklich großen Band. Vielen Dank dafür! Das Echo von "We're Not Gonna Take It" wird im Fußgängertunnel, gegenüber des Hautpeingangs, noch viele Jahre zu hören sein…da bin ich sicher!
SATAN (Messehalle)
Die Sache mit dem berühmten "zweiten Frühling" ist in der Presse überstrapaziert, aber bei den NWOBHM-Heroen SATAN einfach angebracht. Das zeigten auch schon die zu recht abgefeierten Alben, die nach der Reunion entstanden - als ob es niemals eine lange Pause gegeben hätte. Und so sind SATAN beim BYH eine ultimative Zeitreise, allerdings ohne dabei wie eine Retrokapelle zu wirken. Das Songmaterial ist und war zeitlos und konnte eine sehr gut gefüllte Messehalle überzeugen. Natürlich spielt das Kultalbum "Court In The Act" eine große Rolle bei der Songauswahl, doch auch aktuelle Stücke reihten sich perfekt ein. Brian Ross, der im Halbdunkeln durchaus als Alice Cooper Klon durchgehen könnte, entpuppt sich erneut als perfekter Frontmann, während die Twinleads perfekt und packend für Gänsehaut sorgen. Da auch noch der Sound stimmt darf man Satan getrost als ein Festivalhighlight ansehen.
(Neudi)
Samstag, 16.07.2016
BLACK TRIP
Der seit einigen Jahren grassierende Trend, sich am alten Thin Lizzy Stil zu orientieren, hat die eine oder andere wirklich coole Band ans Tageslicht gebracht. BLACK TRIP sind eine davon. Die Band ist das Baby von Peter Stjärnvind, der unter anderem als Drummer bei Entombed oder Merciless von sich reden machte. Verstärkt durch Enforcer Gitarrist Joseph Toll am Mikro und ein paar ex-Necrophobic/ex-Nifelheim Kumpels, sowie Enforcer Drummer Jonas hat man seit 2013 zwei Alben aufgenommen. Auch BLACK TRIP konnten sich in die Riege der erstklassigen Opener dieses Jahr einreihen. Leider sind noch nicht allzu viele schon aus den Kojen gekrochen und verpassten einen geilen Gig, der mit „Die With Me“ gleich in die vollen ging. Sänger Joseph Toll, in den letzten Jahren hautsächlich als Gitarrist aktiv, ist ein toller Frontmann mit großer Röhre, die man dem schmalen Typ gar nicht zutraut. Lediglich die Ansagen sind zum Teil noch etwas genuschelt. Dennoch ein Top Opener für den Samstag, der sich hier mit Sicherheit einige neue Fans verschafft hat.
GIRLSCHOOL
Das GIRLSCHOOL schon als zweite auf die Bühne mussten, hat mit Sicherheit nicht nur mich etwas verwundert. Haben die Damen doch definitiv einen höheren Stellenwert als die folgenden Delain. Davon ließen sich GIRLSCHOOL allerdings nichts anmerken und zogen eine mehr als doppelt so große Menge wie Black Trip vor die Bühne. An Hits fehlt es den Damen auch nicht. Mit Songs wie "Demolition Boys", "Hit And Run" oder "Emergency" kann man nichts falsch machen, zudem der Sound auch mit ordentlich Dampf aus der PA kam.
TANKARD
DELAIN nutze ich, um auf dem Gelände etwas Geld loszuwerden und war bei TANKARD, ein paar Euro leichter, wieder am Start. Die Bühne war seitlich mit zwei Stehtischen dekoriert, an denen sich links ein paar Fans und rechts u.a. BYH-Chef Horst Franz den Gig mit einem Bier in der Hand genossen. TANKARD selber gaben, wie immer, Vollgas und konnten sich über extrem guten Zuspruch freuen. Dass sich das Publikum von der agilen Show auf der Bühne gleich anstecken ließ, muss man nicht erwähnen. Gerre ist nie um einen markigen Spruch verlegen und die spontane Kommunikation mit den Fans ist immer für mehrere Lacher gut. Schön zu bemerken ist auch, dass bei TANKARD die Stimmung bei Songs neueren Datums nicht abflacht. "Rapid Fire", "Rules For Fools", "A Girl Called Cerveza" und "Rest In Beer" bestehen locker neben "The Morning After", "Chemical Invasion". Der Rausschmeißer "Empty Tankard" legt aber immer noch einen Zacken zu und ist als Bandhymne nicht mehr wegzudenken. Auch TANKARD hätten ruhig ein, zwei Plätze höher im Billing stehen können.
GREAT WHITE
Zugegeben, ich bin eher Fan der etwas härteren Frühwerke von GREAT WHITE und konnte mit der Blues lastigen Phase nicht so viel anfangen. Die Erwartungen waren also nicht allzu hoch bei mir gesteckt. Sänger Terry Ilous, auch bei XYZ aktiv, kam dem GREAT WHITE original Sänger Jack Russel, bei gefühlt nur der Hälfte der Körpergröße, beeindruckend nahe. Mark Kendall, das letzte Gründungsmitglied bei GREAT WHITE, und seine Mannen spielten sich zwar souverän durch ihre Songs, bei mir zündeten leider nur einige wenige Songs. Das man das harte Debut unbeachtet ließ, habe ich nicht anders erwartet, aber zumindest von "Shot In The Dark" hätte man einen Song zum besten geben können. "Lady Red Light" war eins der Highlight für mich und auch der größte MTV-Hit der Band, "Save Your Love", kam super auf dem BYH an. Ebenso "Rock Me" und das abschließende Ian Hunter Cover "Once Bitten Twice Shy" wurden mit ordentlich Applaus bedacht, bei Tankard war die Stimmung und der Andrang vor der Bühne allerdings wesentlich größer.
URIAH HEEP
Nach dem am Freitag die Essenspause wegen des sehr schmackhaften Line-Ups ausgefallen war, opferte ich GRAVE DIGGER der Nahrungsaufnahme. Zu URIAH HEEP’s "Stealin" war ich aber wieder am Start. URIAH HEEP zogen beeindruckend viele Leute vor die Bühne. Wie auch schon Foreigner oder Journey, funktionieren Bands, die auf den ersten Blick nicht unbedingt ins Line Up passen auf dem BYH immer vorzüglich. Dazu mussten noch nicht einmal alle Hits herhalten. Auf "Easy Livin'" warteten einige vergebens, dafür gab es das 10-Minütige "July Morning". Dass "Lady In Black" am Ende für den größten Chor des Wochenendes verantwortlich war, war allerdings keine Überraschung, auch wenn man den Schluss des Songs etwas verstolperte. Somit konnte ich URAIAH HEEP auf der "habe ich noch nie gesehen"-Liste auch abhaken. Alte Herren sind sie zwar schon, aber noch mit ordentlich Spaß bei der Sache.
DIRKSCHNEIDER
Das letzte Mal die Accept Klassiker mit der originalen Stimme von Udo DIRKSCHNEIDER zu hören, sorgte auf der Tour für volle Häuser. Auf dem BYH schien sich der hintere Bereich nach Uriah Heep doch etwas zu leeren. Der Stimmung tat das keinen Abbruch. Udo Dirkschneider selber war toll bei Stimme und die Saitenfraktion hatte die alten Accept-Videos genau studiert und hatte das Synchronposing voll verinnerlicht. Auch DIRKSCHNEIDER Spößling Sven, der seit letztem Jahr beim Papa in der Band spielt, macht mit seinen 22 Jahren einen tollen Job am Drumkit. Die Setlist war natürlich ein Overkill an Klassikern. Da auf dem BYH leider nur 70 Minuten zur Verfügung standen, fehlten natürlich der eine oder andere wirklich selten gespielte Song und "Russian Roulette" blieb heute leider ganz außen vor. "Starlight" als Einstig, war schon große Klasse, "Living For Tonight" hätte ich nicht so früh im Set erwartet und "London Leatherboys" an dritter Stelle ließ den Publikumschor das erste Mal zu Hochform auflaufen. Es folgten "Midnight Mover", "Breaker" und "Princess Of The Dawn", bei dem sich besonders Gitarrist Andrey mit einer erstklassigen Interpretation des Solos hervortat. Das folgende "Restless And Wild" wurde leider, wie das Accept früher auch recht gerne taten, nur zur Hälfte gespielt...ein fürchterliche Angewohnheit. Aber Schlag auf Schlag ging es mit "Screaming For A Love Bite" und "Metal Heart" weiter. So langsam neigte sich der Gig dem Ende zu und der Doppelpack "Fast As A Shark/Balls To The Wall" kam mir einen Tick zu langsam vor. Beim abschließenden "Burning" war aber tempomäßig wieder alles im grünen Bereich. Die Stimmung immer noch am Kochen und die Gitarrenamps gingen in Flammen auf. Eine erstklassige Vorstellung, auch wenn der etwas fade Beigeschmack bleibt, dass so eine Show ja eigentlich noch mit der originalen Besetzung möglich wäre.
THRESHOLD
Jetzt noch schnell einen kurzen Abstecher in die Messehalle, um die letzten 15 Minuten von TRESHOLD noch zu erleben. Die Halle war ordentlich gefüllt und die Stimmung fantastisch. Für eine Prog-Band sind die Briten außergewöhnlich partytauglich, was hauptsächlich der Verdienst von Sänger Damian Wilson ist. Dieser Typ hat auf der Bühne eine fantastische Ausstrahlung und versteht es einfach die Leute mitzureißen. Natürlich braucht man dazu das passende Songmaterial, das über genügend Eingängigkeit verfügt, um auch unkundige wie mich eiskalt zu erwischen wie "Watchtower On The Moon" einrucksvoll bewiesen hat. Starke Vorstellung!
ICED EARTH
...und wieder raus zum Headliner des letzten Tages.
Nach Dirkschneider und 70 Minuten Accept Klassikern auf die Bühne zu müssen ist nicht die leichteste Aufgabe. ICED EARTH haben in den letzten Jahren zwar wieder etwas Boden gut gemacht, sind aber meiner Meinung noch ein Stück von ihrem Karriere-Peak (Ende der 90er) Jahre entfernt. Sie machten allerdings das Beste daraus und größere Abwanderungen waren nicht festzustellen. Zudem haben ICED EARTH mit Stu Block einen fantastischen Sänger in ihren Reihen, dem zwar etwas das Charisma eines Matt Barlow fehlt, der aber ein ganzes Stück variabler ist. Natürlich haben ICED EARTH auch genügend starkes Material in der Hinterhand, um ihren Status hier zu untermauern. Mit "Dark Saga" gab es einen souveränen Einstieg, bevor mit "Plagues Of Babylon" und "Democide" zwei Songs vom letzten Album am Start waren. Wünschenswert wäre es bei ICED EARTH aber schon, wenn man auf der Bühne etwas mehr miteinander interagiert und nicht jeder sein eigenes Ding macht. Zumindest bei einer so großen Show darf da ruhig etwas mehr kommen. Die Setlist hatte ihren Schwerpunkt auf dem aktuellen Album "Plagues Of Babylon" sowie dem `96er Bandklassiker "The Dark Saga", wo in meinen Augen besonders die Songs von "The Dark Saga" am besten angekommen sind. Der Zugabenteil bestand aus "Dytopia", "The Hunter" und dem lauthals mitgesungenen und frenetisch abgefeierten "Watching Over Me". Ein toller Abschluss für das diesjährige Bang Your Yead!!!
Somit war auch das BANG YOUR HEAD!!! 2016 mit einem Feuerwerk wieder vorbei. Als erster großen Act wurde schon Vince Neil angekündigt und man darf gespannt sein, was Neil nach dem Ende von Mötley Crüe zu bieten hat. Mit Vicious Rumors wurde noch eine weitere Band bestätigt und ich warte mit Spannung, was für das BANG YOUR HEAD!!! 2017 noch aus dem Hut gezaubert wird. Für mich hatte dieses Jahr besonders der Freitag fast nur Highlights zu bieten. Auch die drei Opener Stallion, Night Demon und Black Trip waren drei Volltreffer, was auch von vielen Bekannten zu hören war. Vielleicht darf auch für die Glamrock-Fraktion wieder eine Band auf der Hauptbühne ran, da ist Vince Neil schon ein guter Anfang.
(Schnuller)
Vielen Dank für die starken Bilder an Marc Debus vom PromoportalGermany
und Folkert Meyer vom BYH-Streeteam für die Gastbeiträge.