Amon Amarth – Jomsviking (Hail or Kill Review)
(Sony)
Die Schweden Amon Amarth haben sich durch viele Clubtourneen und starke Veröffentlichungen zu einem mittlerweile richtig großen Namen in der Szene gemausert. So kommt es das ihr neues Album „Jomsviking“ (erzählt wird von der gleichnamigen legendären Wikinger Söldnertruppe, es ist das erste Konzeptalbum der Band!) beim Major Sony erscheint. Sind Hobby Schauspieler Johan Hegg und seine Jungs deswegen müde und satt geworden? Nein! Zwar gibt es eine typische A.A. Formel nach der die Songs gestrickt werden, und von der auch keinen Millimeter abgewichen wird, aber belanglos oder 1000 mal gehört sind die 11 Stücke der neuen Scheibe deshalb nicht. Die Nordmänner schaffen es immer noch mitreißende Tracks zu komponieren, wie z.B. der Opener „First Kill“ (MUSS in die Live Setlist!), das hymnische „Raise your Horns“ oder das epische Schlusslicht „Back on Northern Shores“. Eine direkte Ausnahmestellung nimmt „A Dream that cannot be“ ein, denn hier ist Doro Pesch als Gastsängerin dabei und ich hab das Düsseldorfer Blondchen noch nie so fies schmettern hören – da hat die Gute wirklich alles aus ihre Lungen geholt, haha. Man darf aber auch nicht verheimlichen das mit z.B. „On a Sea of Blood“ oder „One Thousand burning Arrows“ auch ganz normale, ein klein bisschen unspektakuläre Lieder vertreten sind. Somit kann man als Fazit sagen das die Scheibe gut knallt (Andy Sneap Produktion) und ein paar echte Killer an Bord hat, aber nicht über die komplette Spielzeit als Kracher gewertet werden kann. Hail.
(Arno)
Die drei Amon Amarth Alben vor „Jomsviking“ waren aus meiner Sicht alle absolute Metal-Oberklasse! Da hatte es die neue Platte natürlich sehr schwer, weil meine Erwartungen an „Jomsviking“ sehr hoch waren. Und leider bleibt es auch hinter eben diesen zurück...
Der Sound ist im Gegensatz zu „Deceiver Of The Gods“ und „Surtur Rising“ etwas lasch geraten. Die ersten vier Songs des Albums sind zwar nicht schlecht, aber hauen nicht gerade vom Hocker. Erst „Raise Your Horns“ und „“The Way Of Vikings“ können mit den starken Songs der Vorgänger mithalten und machen richtig Laune. Die nächsten beiden Songs fallen leider wieder ins Mittelmaß ab. Dann gibt’s mit „Vengeance Is My Name“ und „A Dream That Cannot Be“ wieder einen kleinen Aufschwung. Besonders das Feature mit Doro bei „A Dream That Cannot Be“ gibt einen netten „Aha“ Effekt. Der letzte Song „Back On Northern Shores“ beendet das Album, wie es anfängt: Mittelmäßig. Trotz aller Kritik meinerseits ist „Jomsviking“ durchaus ein gutes Album und kann sich mit anderen Alben in der Band-Diskographie messen, nur eben nicht mit seinen drei Vorgängern...
Daher gibt’s von mir leider ein „Kill“, aber mit einem kleinen „Hail“ im Hintergrund.
(Larc)
Bands, die nur ihren Stiefel runterspielen, fangen zwangsläufig irgendwann an zu langweilen. Bei Amon Amarth ist das leider auch längst der Fall und "Jomsviking" ist sicher nicht das Album, um dieses zu ändern. Textlich gibt es ein übergreifendes Konzept, ZDF-Fernsehgarten-Rockerin Doro singt fieserweise (und bezeichnenderweise) bei einem Lied mit und stilistisch ist man noch etwas stärker ins klassische Lager gerückt, vor allem was die leads angeht - viel mehr neues lässt sich über Werk Nummer 10 dann auch nicht erzählen. Wobei schon ein bisschen überrascht, wie zahnlos und domestiziert die ach so wilden Wikinger aktuell klingen. Knallen tut da im Extrem Metal-Sinn so gut wie nichts und Lieder die jetzt unbedingt ins Live-Set müssen, wären mir jetzt auch nicht aufgefallen.Aber gut, selbst mit einer solchen Veröffentlichung lässt sich der Erfolgskurs sicherlich halten. Die Methorn-Schwenker werden es kaufen, der Sabaton-Nachwuchs geil finden und selbst der ansonsten unbescholtene Metaller ist ja oftmals weit treuer - oder auch treudoofer - als er es sein sollte. Sieht man ja auch an den Meinungen in unserer Redaktion. Sei's drum - von mir gibt's ein Kill, weil Musik mehr sein sollte als bloße Trademarkpflege. Wenn ich einen Aufguss will, gehe ich eben lieber in die Sauna.
(Chris)
Amon Amarth haben ein großes Problem! Sie haben mit „Versus The World“, „Fate Of Norns“ (mit Abstrichen) und „With Oden On Our Side“ drei echte Klassikerscheiben abgeliefert. Doch alles was danach kam, geht als Paradebeispiel für Stagnation auf hohem Niveau durch. Klar, Riffing, Leads und Vocals sind besser als bei vielen anderen, ähnlich gelagerten Bands - doch eben auch so typisch, dass Amon Amarth nah daran sind, die AC/DC des Death Metals zu werden.
Und genau daran scheitert „Jomsviking“. Das Album bietet nichts, was man nicht schon von der Band kennt. Noch schlimmer: Man muss „Jomsviking“ noch nicht einmal hören um bereits zu wissen wie es klingt. Damit macht sich die Scheibe vollkommen irrelevant. Fans dürfen sich dieses Teil gern kaufen - auch wenn sie es im Grunde schon im Schrank stehen haben. Für die restliche Musikwelt da draußen ist „Jomsviking“ jedoch so notwendig wie ´ne Brille mit drei Gläsern: Komplett Überflüssig. KILL.
(Michael)
Irgendwie war es mir ja klar. Wo AMON AMARTH drauf steht, da ist auch AMON AMARTH drin. Obschon ich die Schweden seit einer Dekade nurmehr sporadisch auf dem Schirm habe, muss ich ihnen höchsten Respekt zollen. Mit "Jomsviking" haben sie eine, fast schon als überambitioniert zu bezeichnende, kristallklare Produktion hingelegt. Es sind diese konsequenten, präzisen Strukturen, nebst einer fein herausgearbeiteten, charakterstarken und vielschichtigen Soundarchitektur, die filigrane Umsetzung der technischen Möglichkeiten, die, auf ihre ganz besondere Art "inhaltsschwangeren" Texte, die in groben Zügen als Konzept die Liebesgeschichte eines jungen Jomswikingers und einer jungen Frau, die anderweitig verheiratet wird, behandelt. Monumentale, hymnische, wie epische Artefakte wurden hier genauso zielstrebig verfolgt, wie die nahezu immerwährende brutale, kompromisslose und druckvolle Härte. Wobei ich Arno allerdings widersprechen muss, ist die (meiner Meinung nach) durchgehend auf hohem Niveau angesiedelte Qualität der Songs. Einbrüche lassen sich in meinen Ohren keine feststellen. Ganz im Gegenteil, ich bin mir jetzt schon sicher, dass "Jomsviking" in der Metalwelt einschlagen wird, wie eine Bombe! Astreine Gitarrenwände, filigrane Soli, druckvolles, durch die Soundlandschaften navigierendes, höchst präzises Drumming, dazu der dunkle, kräftig grollende Gesang von Fronthüne Johan Hegg, hier ist einfach alles unverrückbar an seinem ihm angestammten Platz. Aufgrund des methodischen Aufbaus der einzelnen Sequenzen, dem perfekten Zusammensetzen dieser Grundbausteine, der absolut ausgereiften Produktion und der ehrgeizigen Gesamtzielsetzung, haben sich AMON AMARTH einmal mehr selbst übertroffen. Allein schon die omnipräsente Hymne "Raise Your Horns", das monumentale "One Thousand Burning Arrows" oder das geniale Duett von Johan Hegg mit Doro Pesch beim zehnten Track "A Dream That Cannot Be" sind absolut erstrebenswerte Glanztaten. Hier gibt’s folglich "No Fillers, just Killers"! Für mich ein glasklar durchstrukturiertes Hail!!!
(Janko)
Krass wie die Meinungen auseinander gehen. Klar, es gibt Bands die „ihren Stil“ spielen und es gibt Bands, die sich weiterentwickeln. Und es kann einem auch mal auf die Nüsse gehen, dasselbe Album auf andere Weise immer wieder zu hören.
Da ich bislang Amon Amarth eher nur Rande betrachtete kann ich glücklicherweise Arno zustimmen: Zwar erkenne auch ich, dass hier kein Millimeter abgewichen wird, aber mir gehen die Songs richtig geil rein, mit Ausnahme von Doros Gastbeitrag. Aber das liegt eben am Geschmack, mein Gehörgaumen konnte sich halt noch nie wirklich für die Düsseldorferin begeistern.
So bleibt bei mir auf jeden Fall aber ein klares Hail übrig, mir geht die Scheibe insgesamt nämlich sehr gut rein. „On A Sea Of Blood“, „First Kill“ oder "Vengeance Is My Name" sind nämlich 1a Death Metal Songs wie ich sie liebe.
(Röbin)