Aktuelles Magazin

Totentanz on
Totentanz Magazin bei Facebook

Free PDF 

Aktuell sind 738 Gäste und keine Mitglieder online

Feuersturm – Der Bombenkrieg gegen DeutschlandFeuersturm – Der Bombenkrieg gegen Deutschland

(Polyband)

 

Bis zur erlösenden Kapitulation der Wehrmacht musste die deutsche Bevölkerung zahllose verheerende Bombenangriffe ertragen, die in der vorliegenden Spiegel-TV-Dokumentation ausführlich und in all ihren Facetten beleuchtet werden. Zu Wort kommen Historiker wie Zeitzeugen, Kritiker wie Befürworter. Dementsprechend darf Feuersturm – Der Bombenkrieg gegen Deutschland durchaus auch als mutig bezeichnet werden, alliierte Aktionen während des Zweiten Weltkriegs zu hinterfragen ist schließlich nicht selbstverständlich.

 

Umso mehr, da gerade die Kritik an den späteren Bombenangriffen neben dem Leugnen des Holocausts zu den Lieblingsparolen der Rechten gehören, Stichwort: „Alliierter Bombenterror auf Dresden“. Die Dokumentation indes bleibt selbstverständlich über jeden moralischen Zweifel erhaben, Betroffene schildern ihre Eindrücke und Erlebnisse ebenso wie britische und amerikanische Bomberpiloten.

 

Auf Seiten der Kritiker gehört sicher der Historiker Jörg Friedrich, dessen Buch „Der Brand“ vor einigen Jahren für Aufsehen sorgte, die prominenteste und zugleich die lauteste Stimme. Seiner Meinung nach dienten die Bombardements zumindest im letzten Kriegsjahr keinen militärischen Zwecken mehr, sondern stellten einzig und allein Vergeltungsmaßnahmen der Sieger gegen die Zivilbevölkerung dar.

 

Und tatsächlich werfen so manche Fakten Zweifel auf, beispielsweise die Art und Weise, mit der die Royal Air Force darauf hin arbeitete, die intensive Zerstörung deutscher Städte in der Öffentlichkeit rechtfertigen zu können – so wurde in britischen Medien etwa im Anschluss an einen deutschen Bombenangriff auf Rotterdam die Opferzahl drastisch nach oben „korrigiert“. Ebenso wurden die Operationen, in denen mittels Brandbomben die Unterkünfte von Arbeitern in Rüstungsfabriken – und damit ungezählte Leben – vernichtet wurden, euphemistisch als „Enthausungen“ bezeichnet.

 

Letztendlich verweigert sich Feuersturm allerdings einer Antwort auf die Moral-Frage, bietet stattdessen einen umfassenden Überblick über die Art der Kriegsführung, über die Taktik und die Effizienzsteigerung im Laufe der Kriegsjahre und überlässt die Bewertung dem Zuschauer. In diesem Zusammenhang besonders hervorzuheben ist auch die Tatsache, dass darauf verzichtet wird, möglichst häufig auf deutsche Kriegsverbrechen, Massenvernichtung und ähnliches hinzuweisen, um nicht Gefahr zu laufen, in einem falschen Licht zu landen – sehr erfrischend, dass in der heutigen Medienlandschaft ein Film seinen Zuschauern noch einen persönlichen Horizont, der über die 90 Minuten hinausgeht, zutraut.

 

Dementsprechend bieten auch die Archivaufnahmen und Interviews mit deutscher Beteiligung ein vielseitiges Bild: Einerseits setzt angesichts der Entschlossenheit, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen und dem unerträglichen Ausschlachten der Zerstörung von Propagandaminister Goebbels ein „Geschieht-euch-recht“-Denken ein, auf der anderen Seite kann man auch die Deutschen Zivilisten verstehen, die mit dem Fallschirm abgesprungene Bomberpiloten am liebsten gelyncht hätten beziehungsweise dies nur allzu oft auch getan haben.

 

Feuersturm – Der Bombenkrieg gegen Deutschland ist eine vielseitige, interessante und vor allem in manchen Belangen ungewöhnliche Dokumentation, die auch nach dem Hauptfilm nicht abbaut, wenn der Blick ins Bonusmaterial wandert. Hier erwarten den Zuschauer zwei Zusatzfilme von jeweils 40 Minuten Länge, von denen einer das vollständige Interview mit Jörg Friedrich beinhaltet, in dem sein Ton noch einmal gehörig an Schärfe zulegt, und der andere – „Köln 1945 – Stunde Null einer zerstörten Stadt“ – das Ausmaß der Zerstörung zeigt. Völlig unkommentiert und lediglich mit brutalen Synthie-Klängen unterlegt, liefert dieser Film Aufnahmen der Amerikaner, die von den letzten Kampfhandlungen in der Rheinmetropole bis weit in die Aufräumarbeiten hineinreichen und nicht nur aufgrund der Art der Präsentation mächtig unter die Haut gehen.

 

(mosher)


Musik News

Movie News