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Aenimus - DreamcatcherAenimus - Dreamcatcher

(Nuclear Blast)

 

Die Bay Area Extrem Metaller AENIMUS, deren Bandgründung auf das Jahr 2011 zurückgeht, haben doch tatsächlich ganze sechs Jahre ins Land ziehen lassen, um auf ihr Debüt "Transcend Reality" ein Zweitwerk folgen zu lassen. "Dreamcatcher" ist ein Konzeptalbum, das in der Hauptsache von Schrift, Ton und Bild des umfangreichen Horror-Sektors inspiriert wurde. Erwähnt werden beispielsweise Stephen King's "Shining", "Dead Zone", "Es" und der titelgebende Film "Dreamcatcher" (eine Adaption nach Stephen King's Romanvorlage "Duddits"). Daneben wird des Weiteren die Romanreihe um Hannibal Lecter (geschrieben von Thomas Harris), wie beispielsweise in "The Dark Triad" behandelt. So kommentiert Gitarrist Sean Swafford auch wie folgt: "'The Dark Triad' basiert auf der Geschichte von 'Das Schweigen der Lämmer' und den Prozess, in dem Clarice versucht, Hannibal zu verstehen. Sie versucht seine Störung zu kategorisieren mit Hilfe der Dunklen Triade der Psychologie, Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. Dennoch entspricht Hannibals Zustand keinem, den sie je zuvor erlebt hat, und somit gelingt es ihm, sie zu manipulieren."

 

Der dreistimmig vorgetragene, stylisch designte Tech Death/Deathcore, der in der Hauptsache Alex Greens' dunkles, aggressives und monströses Core-Growling verarbeitet, wartet zusätzlich mit hellem, häretischem Death-Gekeife und Heavy/Progressive Metal ähnlichem Klargesang auf. Letzterer kommt zwar recht dezent, wird aber gerne in Eintracht mit deftigem Gesang zum Einsatz gebracht. Hinzu gesellen sich die schnellen, technisch verfrickelten, bis gar jazzigen Gitarrenläufe der beiden Gitarreros Sean Swafford und Jordan Rush, ausufernde, filigrane Leads, sowie an ausgesuchten Stellen gesetztes Palm Muting, wie es beim Djent üblich ist. Aenimus - BandDas abwechslungsreich und intensiv gezockte Schlagwerk wird von Cody Pulliam meisterlich bedient. Und obschon es sich bei "Dreamcatcher" um eine, im weitgefassten Technical Death Metal Genre unabdingbar glattgebügelte Produktion handelt, transportiert selbige jedoch verdammt viel Stimmung, Seele, Punch und Power. Innerhalb ihrer 11 neuen Tracks spielen AENIMUS nur allzu gerne mit Kontroversen und wirken dadurch äußerst tiefenanalytisch und kontrastreich. Eben genau so, wie es das Kunstwerk des kolumbianischen Artdesigners José Parodi offenbart. Monströse, düstere, zerreißende Musik, die sich anschleicht, dich infiltriert, intoxiert, dich träumen und in Sicherheit wiegen lässt, dich dann aber unmittelbar zwischen seine Fänge nimmt, nicht mehr loslässt und gnadenlos zermalmt. Nicht zuletzt aufgrund der Sangesvielfalt, diverser Ausflüge in harsche Deathcore- oder spacige Epic Metal Bereiche, zeichnet sich "Dreamcatcher" für das Prädikat "Alleinstellungsmerkmal" aus.

 

Bereits der schräge, disharmonische Opener "Before the Eons" ist die wüste Entfaltung zielstrebiger Aggression, die den Hörer im Mittelteil in ihre ausladenden, vergleichsweise sanften Klangwelten entführen soll, um ihm im nächsten Moment wieder volle Kanne ins Gesicht zu boxen. AENIMUS bedienen sich dabei aus einem schier unerschöpflichen Quell an Inspiration und Variation. Ein wahrlich nicht leicht zu verdauendes Wechselbad der Gefühle und Emotionen. Immer wieder ist man urplötzlich wie vor den Kopf gestoßen und kommt aus dem Staunen kaum mehr heraus. Sind es nun die bockstarken, transzendenten bis psychedelischen Leads, die enorme Vielschichtigkeit der musikalischen Sphären, die punktuellen Arrangements oder die schiere Brutalität, die AENIMUS immer wieder mit sanftmütiger Aggressivität zu paaren wissen. Allein schon, wenn beim anschließende polyrhythmisch verschwurbelter Deathcore Stampfer "Eternal" (feat. Sims Cashion an der absolut hörenswerten, hoch und runter gezockten Gitarre...wow was für eine Fingerfertigkeit!!!) oder auch beim orientalisch angehauchten "My Becoming" der erhabene Klargesang einsetzt...einfach göttlich das! Rau und einfühlsam, wie der Schöne und das Biest ;-). Jedwede Gesangsvariante, ob nun Growling, Klar- oder Kreischgesang, ist arschtight dargeboten. Auch die Rhythmussektion versteht sich als musikalisches Konglomerat. AENIMUS 2.0 zeigt die US-Boys in ausgereifter technischer wie mentaler Verfassung. Da gibt es keine zweite Meinung! Hier wird mit Leichtigkeit ein schräger und disharmonischer Killersong nach dem anderen in die Tonspur gedengelt!

 

Dabei entwickelt jeder Track seine ganz eigene intensive, durchdringende und verstörende Dramaturgie. "Dreamcatcher" ist erschreckend durchgeföhnt, asymmetrisch und polygonal, wie die Wesenheit in Robert Stevensons' Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Zum Teil durchkreuzen auch unaufdringliche Keyboard Soundlayers den immer wieder aufflammenden, längst verloren geglaubten Kleinkrieg im eigenen Geiste. Der bewusstseinserweiternde AENIMUS Klangkosmos bietet somit interessanten, zum Nachdenken, Wegdriften und Träumen animierenden, futuristisch transzendenten Death Metal, der sich jedoch nicht auf ein Genre festnageln lassen möchte und weit über den Tellerrand hinauszublicken wagt. Durch Gastauftritte von Brian James (FALLUJAH), Jamie Hanks (I DECLARE WAR), Mike Semesky (INTERVALS, THE HAARP MACHINE), dem gerade mal 18-jährigen, bereits angesprochenen Gitarrenvirtuoso Sims Cashion (hatte bereits Gastauftritte bei CARNIFEX, VIRULENT DEPRAVITY und GREYLOTUS), sowie Leonardo Guzman hat man die Architektur und die Klangdimensionen des Albums zusätzlich bereichert und verfeinert. Ab Mitte März sind die Jungs gemeinsam mit ihren Labelkollegen von HYPOCRISY und FLESHGOD APOCALYPSE auf ausgedehnter Nordamerika Tour. Schade, dass man da nicht mal so eben vorbeischauen kann, denn das ist schon ein wirklich starkes Package, das ich gerne hierzulande gesehen hätte.


(Janko)

 

www.aenimusofficial.com
www.facebook.de/aenimus

 

 

Before the Eons (Official Video):

https://www.youtube.com/watch?v=ob-qUFQkbFc

 

The Dark Triad (Track Video):

https://youtu.be/RYklEWMLN3M

 

Eternal (Lyric Video):

https://youtu.be/1ILEiHOGiSo


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