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sabaton logoVon den schwedischen Kriegshistorikern hat vermutlich selbst in Burkina Faso mittlerweile jeder gehört. Seit ich Sabaton zum ersten Mal begegnet bin (Swordbrothers 2005), ging es nach oben, die Hallen wurden größer, die T-Shirts bunter und die noch nicht gestellten Interviewfragen rarer. Das hervorragende neue Album „Carolus Rex“ und die „Swedish empire“-Tour waren aber ein willkommener Anlaß, Sänger und Co-Bandkopf Joakim Brodén mal wieder auf den Zahn zu fühlen. Vor der Show in Gießen nahm sich der Meister Zeit für den Totentanz, leider etwas begrenzt, so daß manche Frage unter den Tisch fallen mußte und manche Antwort etwas kürzer ausfiel, trotzdem hatte Joakim einiges zu berichten.

 

 

 

Letzte Woche haben wir uns ja schon überraschenderweise beim Swordbrothers gesehen, wo ihr einen freien Tag verbracht und auf dem Parkplatz mit den Fans gegrillt habt. Wie kamt ihr denn auf die Idee?

 

JB: Wir mußten ohnehin einige Sachen einladen, Merchandise und so, daher dachten wir, warum nicht? Es ist ein schönes Festival, unser Auftritt damals auf dem Swordbrothers war unsere erste Show außerhalb Schwedens, es war eine schöne Erfahrung.

 

 

Es gab ja einen gravierenden Besetzungswechsel bei Sabaton. Wann wurde es klar, daß die alte Besetzung keinen Bestand mehr haben würde?

 

JB: Es war eigentlich länger nicht klar, bis zu welchem Grad es Veränderungen geben würde.

Aber so etwa spät im letzten Jahr.

 

 

Trotzdem habt ihr euch aber entschieden, das neue Album noch mit der alten Mannschaft aufzunehmen, weshalb?

 

JB: Weil wir noch keine neuen Leute hatten, haha.

 

 

Hättest du rückblickend lieber die neue Besetzung auf dem Album gehabt?

 

JB: Ja, wenn wir es schon gewußt hätten…aber damals wußten wir kaum, wer gerade ging und wer kam. Daher entschieden wir uns, das Album einfach aufzunehmen und dann zu sehen, was passiert.

 

 

Wie verlief denn die Suche nach den neuen Leuten? Habt ihr das selbst gemacht oder das Management?

 

JB: Nur wir selbst – wir haben gar kein Management. Wir managen uns immer noch selbst.

 sabaton art 2

 

So lange es eben noch geht.

 

JB: Ja, bis zum letzten, bis wir fast dabei draufgehen. Manches muß man mal delegieren, aber so lange wie möglich wollen wir das selbst machen. Denn ich glaube nicht, daß ein Manager entscheiden kann, was der Band guttut. Wenn wir zum Beispiel einen Musiker auswählen würden, den wir kennen, den aber der Manager nicht mag.

 

 

Einen neuen Keyboarder habt ihr ja noch nicht, bei den Konzerten kommen die Keys vom Band. Soll das so bleiben oder sucht ihr auch da einen neuen Mann?

 

JB: Das weiß ich noch nicht. Ich persönlich hätte liebend gerne einen Keyboarder, das kommt live einfach besser. Aber dafür war einfach noch keine Zeit; wir hätten einem neuen Keyboarder nicht rechtzeitig ein Visum für die USA besorgen können, und seitdem waren wir ja konstant auf Tour. Und werden wir auch noch eine ganze Weile sein, haha! Wir haben noch rund 60 Konzerte anstehen, bevor dieser Teil der Tour vorbei ist.

 

 

Heutzutage nehmen viele Bands ihre Alben ja im Heimstudio auf, was ihr mit „Coat of arms“ auch nicht anders gemacht habt. Für „Carolus Rex“ seid ihr hingegen wieder zu Peter Tägtgren gegangen, wie kam es dazu?

 

JB: Wir haben schon früher mit ihm zusammengearbeitet, haben bei ihm das Schlagzeug aufgenommen oder den Mix erledigen lassen, aber wir hatten nie ein komplettes Album bei ihm aufgenommen. Und er fragte uns, warum er bislang nicht die Gelegenheit bekommen hatte, ein komplettes Sabaton-Album zu machen, und wir dachten: Stimmt, warum eigentlich nicht? Außerdem finde ich, daß zwar viele Bands in den letzten Jahren ihre Alben selbst aufnehmen, um Geld zu sparen, und das Ergebnis schicken sie dann zu einem Mischer, und häufig – das gilt natürlich nicht für jede Band – klingen die Alben dann aber nicht immer besser, wie es eigentlich der Fall sein sollte.

 

 

Wie können wir uns den Prozeß des Songwritings bei Sabaton vorstellen? Du schreibst ja alle Songs und schreibst fast alle Texte gemeinsam mit Pär, wird sich mit den neuen Leuten etwas daran verändern?

 

JB: Das werden wir sehen. Die Jungs haben mich gefragt, und ich habe gesagt, klar, wenn ihr Songs schreiben könnt, schreibe ich gerne mit euch zusammen. Ich habe ihnen auch gesagt, daß sie keine Songs alleine sabaton artschreiben können, bevor sie nicht lange genug bei Sabaton waren und wissen, was wir spielen können und die Fans wollen. Aber wenn sie Ideen haben und mit mir gemeinsam Songs schreiben wollen, gerne. Aber das weiß ich noch nicht, das werden wir herausfinden.

 

 

Wenn man eure frühen Aufnahmen mit den heutigen vergleicht, hat sich dein Gesang wirklich enorm verbessert. Hattest du irgendwann Unterricht?

 

JB: Nein, ich war nur am Anfang derart scheiße, daß alles seitdem eine Verbesserung darstellt, haha! Ich habe ja als Keyboarder und Organist angefangen und habe nie in erster Linie gesungen. Das ist einfach eine natürliche Entwicklung – wenn man etwas länger tut, wird man darin besser.

 

 

Wie hältst du auf euren ausgedehnten Touren deine Stimme in Form? Mit Zigaretten und Bier?

 

JB: Genau. Nein, haha. Wie du siehst, habe ich gerade meine Sportklamotten an. Normalerweise treibe ich an manchen Tagen Sport, und ich feiere nicht viel. Ich trinke vielleicht ein Bier nach dem Konzert, aber ich betrinke mich nicht, wenn ich am nächsten Tag nicht frei habe. Die Fans…weißt du, früher, als wir 25 waren und 90 Leute in die Kneipe kamen, wo wir spielten, da war das anders. Heutzutage zahlen die Leute viel Geld, um das Konzert zu sehen, wir haben eine aufwendige Show, inklusive der Crew sind wir alleine 18 Leute auf Tour. Die Fans haben geplant, haben Zugfahrkarten und Hotelzimmer gebucht, um unsere Show zu sehen, und ich will verdammt sein, wenn sie Sabaton verkatert oder müde sehen.

 

 

Mit „Für immer“ (Warlock) und „Feuer frei“ (Rammstein) habt ihr auch zwei deutschsprachige Coverversionen aufgenommen, wie schwer war das für dich? Hast du irgendwann mal Deutsch gelernt?

 

JB: Ja, ich habe in der Schule einige Jahre Deutsch gelernt. Zweieinhalb Jahre, glaube ich. Es war recht interessant, und wenn ich Deutsch lese, kann ich etwa 80% verstehen, auch wenn meine Aussprache nicht wirklich gut ist. 

 

 

Ein Markenzeichen deines Gesangs ist das rollende R…

 

JB: (sehr entschlossen) Jawohl!

 

 

…das ist wirklich typisch für Sabaton. Wie bist du denn darauf gekommen? Wenn du Englisch sprichst, benutzt du es ja nicht.

 

JB: In Schweden haben wir das tatsächlich. (spricht zur Verdeutlichung einen Satz auf Schwedisch…“rötsprit smörebröd“ oder so ähnlich…) In der Gegend Schwedens, aus der ich komme, wird das benutzt, im normalen Englisch nicht so sehr, aber ich habe gemerkt, daß es für mich einfacher ist, Worte schnell so auszusprechen. Früher, als wir „Primo victoria“ aufgenommen haben, mußte ich wirklich schnell singen: „Ruthlessly ruling the sabaton bandeast“, ich dachte, ach du Scheiße, das kriege ich niemals hin, haha! Und als ich das R gerollt habe, ging es viel besser, es ließ auch meinen Akzent etwas verschwinden. Man hört natürlich, daß ich kein englischer Muttersprachler bin, aber das rollende R minimiert den schwedischen Akzent. Ich habe dann immer noch einen Akzent, aber man kann nicht mehr so genau hören, wo der Typ herkommt.

 

 

Und es klingt auch kraftvoller.

 

JB: Genau, dann klinge ich wie ein Drill Sergeant, haha.

 

 

Ihr berücksichtigt in euren Setlists ja immer alle eure Alben, nur die Frühphase mit „Fist for fight“ und „Metalizer“ wird ziemlich stiefmütterlich behandelt. Gefallen euch die alten Sachen nicht mehr?

 

JB: Sagen wir mal, ich mag nicht alles von diesen Alben. Es sind einige gute Songs drauf, einen davon werden wir heute auch spielen. Den hat niemand erwartet. Und früher…hm, weißt du, allen auf der Bühne sollte das gefallen, was wir spielen. Und die meisten der ehemaligen Mitglieder wollten diese Songs gar nicht erst anrühren. Im Sinne von: Warum sollten wir neue Songs lernen, wenn wir doch bereits ein Programm haben, das wir spielen können.

 

 

Wenn ihr unzufrieden mit den alten Aufnahmen seid, wollt ihr die Stücke vielleicht irgendwann mal neu aufnehmen?

 

JB: Vielleicht einzelne Stücke, aber nicht ein komplettes Album. Wenn es einen Grund gäbe, könnte man vielleicht einzelne Songs von „Fist for fight“ oder „Metalizer“ neu arrangieren, neue Versionen, die sich anhören würden, als hätte ich die Songs heute geschrieben. Das ergäbe Sinn.

 

 

Ich persönlich finde, daß Sabaton-Alben einer interessanten Abfolge unterliegen, indem jedem Album, was neue Elemente beinhaltet, ein Album folgt, welches eher konventionell ist. „Primo victoria“ hat euren Stil definiert, „Attero dominatus“ hätte dann auch „Primo victoria pt. II“ heißen können. Mit „The art of war“ habt ihr neue Elemente in euren Sound einfließen lassen, anschließend mit „Coat of arms“ wieder ein auf Sicherheit bedachtes, konventionelles Album gemacht. „Carolus Rex“ bietet nun wieder einige Neuerungen. Ist das eine bewußte Entscheidung, um euren Fans Zeit zu lassen, jeden Schritt mitzugehen?

 

JB: Das ist eine sehr gute Analyse. Ich habe auch darüber nachgedacht, denn vor sechs Monaten habe ich mit unserem Booker gesprochen, und er hat das gleiche gesagt. Ich glaube aber nicht, daß ich meinem sabaton cdKompositionsstil nichts neues hinzufügen könnte. Und ich arbeite immer, wirklich immer an zwei Alben gleichzeitig. So viele Songs, die beispielsweise auf „Coat of arms“ stehen, waren schon halbfertig, als wir „The art of war“ aufgenommen haben. Das sind dann Stücke, die ich entweder nicht rechtzeitig fertigstellen konnte, oder die ich aus stilistischen Gründen zurückstelle. Wenn ich zum Beispiel denke, das ist ein richtig guter schneller Song, aber wir haben schon viele schnelle Songs auf dem Album. Daher schreibe ich immer an zwei Alben gleichzeitig. Ich weiß aber noch nicht, wie das nächste Album ausfallen wird.

 

 

Mit „Swedish pagans“ habt ihr auch einen Song mit sehr untypischem Text; wie kamt ihr denn dazu, euch plötzlich mit Wikingern zu beschäftigen?

 

JB: Den Song habe ich der Band damals vorgespielt, als wir „Coat of arms“ aufgenommen haben, er hatte aber noch keinen Text. Nur ich und eine Akustikgitarre. Normalerweise mache ich eine Vorproduktion in meinem „Laptop-Studio“, bei der man schon alles arrangiert hören kann, aber diesmal sagte ich: „Ich habe einen guten Song, ich brauche nur eine Akustikgitarre, um ihn euch zu zeigen.“ Außer Pär meinten alle, daß der Song nicht gut für ein Album sei, und ich meinte, na gut aber euch entgeht hier etwas. Sahen sie aber nicht ein. Als ich den Song schrieb, wollte ich ihn natürlich auf einem Album haben. Und als wir dann ein wenig Bonusmaterial suchten, dachte ich, das sei cool, so ein wenig folkig angehaucht. Und dazu paßte der Wikingertext, mal etwas anderes. Das habe ich dann auch gemacht, und an diesem Punkt waren alle begeistert von dem Stück und fragten, warum ich es zurückgehalten hatte. Hey, ich hatte es euch vor einem Jahr vorgespielt, und da war es euch nicht gut genug, haha! Offenbar hatte es auf der Akustikgitarre einfach nicht so gut geklungen.

 

 

Geile Story, hehe. Gibt es ein ultimatives großes Ziel, das du mit Sabaton hast?

 

JB: Hm…(überlegt ein wenig)…ich möchte das zumindest machen, bis ich 50 bin. Da bleiben mir noch knapp 18 Jahre. Zumindest bis ich 50 bin, möchte ich soweit in Form sein, daß ich auf der Bühne umherrennen kann. Wenn man körperlich keine gute Show mehr bringen kann, ist der Punkt gekommen, an dem man aufhören sollte.

 

 

Dann werfe ich dir jetzt noch einige Stichworte hin, zu denen du dich spontan äußern darfst…Die Halle.

 

JB: Ah! Eine schöne Underground-Motorradbar in Frankfurt. Da haben wir drei- oder viermal gespielt, ein wirklich guter Ort.

 

 

Swordbrothers

 

JB: Volkers Festival, unser erster Auftritt außerhalb Schwedens, 2005, im späten August oder frühen September.

 

 

Rockstad Falun

 

JB: Unsere Heimatstadt, haha.

 

 

US-Touren

 

JB: Keine Duschen…

 

 

Dragonforce

 

JB: Verrückte, verrückte, verrückte, verrückte, verrückte Typen, haha.

 

 

Einige eurer Exmitglieder hatten sich in der Vergangenheit nicht gerade sehr positiv über Dragonforce geäußert…

 

JB: Tja…(Joakim schmunzelt, sagt aber nichts.)

 

 

Nun gut, dann kommen wir zur letzten Frage. Wenn du das Kingdom of Metal regieren würdest, welche drei Gesetze würdest du zuerst erlassen?

 

JB: (auf Deutsch:) „Freibier für alle!“ Außerdem würde ich alle Dezibelgrenzen abschaffen. In vielen Ländern gibt es da eine Grenze bei 90 db, das ist scheiße. Und…hm, ich glaube, das sind die beiden einzigen Regeln, die ich bräuchte.

 

 

Kein drittes Gesetz?

 

JB: Naja, ich würde noch Flöten im Heavy Metal verbieten. Sowas mag ich nicht.

 

 

Das paßt ja hervorragend zu eurer Vorband Eluveitie.

 

JB: Haha!

 

 

(Till)

 

http://www.sabaton.net/

 


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