Portrait – The Host

(Metal Blade)

Auf Portrait kann man sich in der Regel verlassen. Die Schweden liefern seit 20 Jahren Qualität ab und entwickeln sich dabei beständig weiter. „The Host“ ist ein weiterer Meilenstein für die Band und sticht gleichzeitig aus dem bisherigen Werk heraus, denn erstmalig haben wir hier ein Konzeptalbum vor uns – mit 13 Songs und einer Gesamtspieldauer von satten 74 Minuten. Inhaltlich geht es um einen Soldaten im 17. Jahrhundert, der während des Kriegs einen Pakt mit dem Teufel eingeht, musikalisch präsentieren sich Portrait oldschoolig wie immer und zugleich vielseitig wie nie: Von Midtempo in allen Variationen über balladeske Klänge, langsam-getragene Songs („Voice of the Outsider“), harte und schnelle Nummern („Sound the Horn“) bis hin zu regelrechten Blastbeat-Gewittern reicht die Palette, und auch Sänger Lengstett, der zwischen Bruce Dickinson, Tobias Sammett und King Diamond agiert, aber bisweilen auch härter singt und shoutet, schöpft seine Bandbreite aus. Genauso beeindruckend wie die Vielseitigkeit dieses Albums ist seine Dichte an Riffs, zweistimmigen Gitarrenläufen, einprägsamen Gesangslinien und gänsehautträchtigen Refrains. Behutsam eingestreute Zutaten wie unerwartet auftauchende Glockenklänge, leise Orgeln, sphärische Sci-Fi-Klänge oder flächige Keyboards veredeln die Songs weiter und schaffen aus dem Nichts eine packende Atmosphäre. Bei all dem bleiben Portait immer leicht vertrackt, wechseln immer mal wieder das Tempo oder das Genre und betreten bisweilen sogar Extreme Metal-Gefilde („Sword of Reason“). Trotz seines Ideenreichtums wirkt das Album wie aus einem Guss und an keiner Stelle überladen. Auch wenn anfangs manches etwas lang wirkt und das Album ein paar Durchgänge braucht, bis es sich richtig erschließt: „The Host“ dokumentiert nicht nur die zunehmende Reife einer Band, die ihren Stil immer weiter spielerisch auslotet, sondern belohnt seine Hörer mit einem genussvollen, ja berauschenden Hörerlebnis.

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(Torsten)