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Im Sommer 2018 verstarb Manilla Road Gründer Mark Shelton nach einem Gig auf dem Headbangers Open Air in Norddeutschland. Die Szene verlor den Kopf einer legendären amerikanischen Epic Metal Band die seit den späten 70ern aktiv war! Seine Mitmusiker Bryan Patrick (Voice), Phil Ross (Bass) und der deutsche Drummer Neudi (auch bei u.a. Trance und Roxxcalibur aktiv) brauchten eine Weile um sich von diesem Verlust zu erholen. 2023 kam dann die Meldung das die drei Mucker zusammen mit Neudis Buddy Kalli Coldsmith (u.a. Abandoned, Roxxcalibur) als Gitarrist weitermachen unter dem Banner SENTRY. Eine selbstfinanzierte EP kam super an und die Plattenfirmen streckten die Fühler aus. High Roller machte schließlich das Rennen und das selbstbetitelte Debut Album kommt am 1.3.2024 heraus.  Darüber und um noch mehr geht es im folgenden Plausch mit Bartträger Neudi!

 

Wie lange hat es nach Mark´s Tod gedauert bis ihr euch entschieden habt weiter zusammen Musik zu machen?

 

Im Grunde bis zu den ersten Minuten der Proben zur Mark Shelton Tribute Show 2019 beim Keep It True. Kalli und ich hatten zwar bereits vorab geprobt, immerhin war das ein Material von gut zwei Stunden, aber als wir Vier dann zusammengespielt haben, war klar: Wenn man diese Magie nicht nutzt, wäre das ein Fehler. Magie zwischen Musikern ist durch nichts zu ersetzen. Ich habe schon in vielen Bands gespielt, die gut waren, aber die Magie war nicht in dem Maße vorhanden. 

 

War von Anfang an klar das euere neue Band nicht Manilla Road heißen wird?

 

Das war absolut klar! Wir haben 2018 entschieden, dass es nur die Tribute Show beim Keep It True geben wird und sonst nichts. Schon hier wurde der Name Manilla Road nicht verwendet. Natürlich hätten wir uns Crystal Logic oder The Deluges nennen können, aber auch auf sowas „Billiges“ hatten wir keine Lust.

 

Wie kam es zur Entscheidung Kalli ins Boot zu holen?

 

Auch das kam durch die Tribute Show, da er ja zwei Stunden Mark Shelton gespielt hat. Ich habe ihn vor vielen Jahren als Thrash-Gitarristen kennengelernt (Abandoned) und durch all die Bands wie Roxxcalibur, Jameson Raid, Griffin, Trance oder Savage Grace ist er nun zu fast Allem fähig und hat auch Gefallen daran.

 

Zusammen proben ist wahrscheinlich unmöglich – regelt ihr alles übers Internet?

 

Das Proben verläuft in Zweierteams. Kalli und ich hier in Deutschland, Phil und Bryan drüben in Wichita. Sie haben das Album mit nur Drums und Gitarren, so dass sie darauf spielen können, als ob Kalli und ich vor Ort wären. Da wir in der Nähe vom Frankfurter Flughafen wohnen und proben, ist es natürlich einfach, dass wir vor dem Weiterflug oder einer Weiterfahrt erst mal als Band proben. Für mich war die Nähe zu diesem internationalen Flughafen auch bei Manilla Road enorm wertvoll. Ohne Stau sind das 40 Minuten.

 

Wer hat hauptsächlich das Songwriting gestemmt?

 

Das war Kalli. Er hat nach dem Tribute beim Keep It True direkt losgelegt, was auch sinnvoll war. Ein paar Riffs kamen dann noch aus seiner Vorratskiste. RAVEN´S NIGHT war eine Jamsession von Kalli und mir, die wir zum Glück mitgeschnitten haben. Daraus wurde sentry demodann der Song, wobei wir die Session ziemlich genau übernommen haben. Hier ist wieder das Stichwort Magie zu erwähnen. Phil kam mit FUNERAL um die Ecke, was erst ein Bassintermezzo war, dann zu einem wichtigen Song auf dem Album wurde. Ich selbst habe den vertrackten Opener DARK MATTER geschrieben, inklusive Rumschrubbeln auf einer akustischen Gitarre, damit die Anderen verstehen, was ich überhaupt will. Als Drummer Songs zu schreiben ist nicht einfach, wenn man zwei linke Hände für Saiteninstrumente hat. Darüber hinaus ist dann alles Weitere generell eine Gemeinschaftsarbeit, da jeder sein Instrument hinzufügt. Ebenso der Gesang von Bryan samt Texten.

 

Die musikalische Nähe zu Manilla Road war irgendwie logisch, oder?

 

Drei ex-Mitglieder und ein Kalli, der zwei Stunden Manilla Road spielen musste – das lässt sich nicht ausknipsen. Wir haben nicht vor wie Manilla Road zu klingen, aber wenn es durch die Umstände stilistisch in die Richtung geht, dann lassen wir es natürlich zu. Alles andere wäre ja fast Selbstverleugnung. Bryan war schon als Teenager Roadie bei der Band und wurde 2000 Sänger, da Mark hier schon keine gesamte Show mehr durchgehalten hat (ihm fehlte ein Stimmband, welches im Studio gerissen war). Er hat also nie etwas anderes als Manilla Road gesungen und irgendwann konnten selbst Fans nicht mehr genau sagen, wer jetzt gerade singt. Selbst wenn wir eine Polka spielen würden, sobald Bryan anfängt zu singen, erinnert es an Manilla Road. Ebenso mein Drumming, was schon seit 1986 vom zweiten Originalschlagzeuger Randy Foxe massiv beeinflusst ist. Als ich 2011 zu Manilla Road stieß, war ich im Grunde mit meinem Spiel erstmals 100% „zuhause“.

 

Wie liefen denn die Aufnahmen zu eurem Debut ab?

 

Der wichtigste Punkt ist zu wissen, dass Kalli ein richtiges Studio hat. Also kein Homerecording-Quatsch, sondern ein Tonstudio, in dem man auch richtige (!) Drums aufnehmen kann, Re-Ampen und überhaupt alles was nötig ist. Leider hören sich die meisten Alben von Bands, die nicht zusammen im Studio waren, nach Plastik an und wirken konstruiert und kalt. Mein Drumset wohnte während Corona bei ihm im Studio und der Aufnahmereigen begann mit dem Trance Album METAL FORCES. Da das Set nie bewegt wurde und voll mikrofoniert stehen bleiben konnte, war es ein Leichtes immer mal wieder an der Sentry Scheibe weiterzuarbeiten, während Kalli jederzeit Gitarren aufnehmen kann. Kalli ist dann irgendwann nach Wichita geflogen, um Bass und Gesang in einem Studio dort aufzunehmen. Zuvor haben wir natürlich Files und Spuren verschickt, um an den Stücken zu arbeiten, aber der Final Step wurde dann qualitativ ebenfalls hochwertig gemacht. Nach dem Endmix haben wir das Album dann vom One And Only, Patrick Engel, mastern lassen. Diesen Stil macht aktuell in Deutschland niemand besser als er.

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Dir ist ja ein authentischer Drumsound sehr wichtig, habt ihr darauf besonderes Augenmerk gelegt?

 

Mehr als das und wie gesagt, das ging schon bei Trance los und zog sich bis zur kommenden Roxxcalibur. Kalli hat nicht nur die einzelnen Komponenten des Sets mikrofoniert, sondern auch den Raum mit Mikrofonen ausgestattet. Damit wurde ich quasi authentisch eingefangen. Außerdem hat er im Gegensatz zu den meisten heutigen Produzenten verstanden, dass man mit dem Lärm, den so ein Drumset veranstaltet, im Gesamten leben muss. Ein Hängetom oder die Snare muss nicht ganz separat auf der jeweiligen Spur klingen. Stattdessen arbeitet man, dass da auch Becken oder andere Teile zu hören sind. Daraus ergibt sich eine authentische Abbildung des Drumsets und des Schlagzeugers. Früher musste man so arbeiten, heute hat man das offenbar verlernt. Auch habe ich jeden Song extrem oft gespielt, damit wir am Ende eine Performance hatten, die in diesem Sinne perfekt war.

 

Mark hatte textlich ja oft geschichtliche, historische Themen drauf – wie läuft das bei euch ab? Schreibt Brian die Lyrics?

 

Ja, Bryan hat alle Lyrics geschrieben. Und auch hier ist er natürlich von Mark, der auch privat ein enger Freund war, stark beeinflusst. Die Linie wird hier im Grunde fortgeführt, gemischt mit Bryan´s eigenen Lebenserfahrungen.

 

Wie kam es zum Deal mit High Roller? Es gab bestimmt einen Sack voll interessierter Labels, oder?

 

Den Sack gab es in der Tat, aber so manch großes Label wollte damals auch Manilla Road nicht. Ich erinnere mich an ein US-Label mit deutscher Vertretung, die mehrere Scheiben auf den Mark warfen, auf denen ein Aufkleber mit „For Fans Of Manilla Road“ prangte. Trotzdem war man an der Originalband nicht interessiert. Wie man sieht beschäftigt mich das heute noch… Steffen von High Roller bekundete schon Interesse, als wir noch keinen Ton verfügbar hatten. Natürlich noch ohne konkreten Deal, aber sowas merkt man sich natürlich. Außerdem haben High Roller seit vielen Jahren den Vinylkatalog von Manilla Road und machen, nicht nur hier, einen wunderbaren Job. Ich selbst bin einfach Fan von ihren Veröffentlichungen, CD und LP. Trotzdem kamen Angebote rein, die man aus unserer Sicht als „die üblichen Verdächtigen“ bezeichnen könnte – alles Leute die wir mögen und schätzen. Wir haben allen eine Chance gegeben, haben uns am Ende doch für High Roller entschieden.

 

Dass die Scheibe in verschiedenen Vinyl Farben erscheint – ist das eine Kröte die man heutzutage schlucken muss?

 

Ich verstehe den Kritikpunkt generell nicht. In sozialen Medien, in unserer Szene meist Facebook, lese ich häufig die Aufreger dazu. Ich frage mich dann immer warum? Niemand wird gezwungen, alle Versionen zu kaufen. Ich finde es eher super, dass man sich als Fan entscheiden kann, was man möchte. Fies ist es, wenn eine Sonderauflage viele Monate später kommt (Bonustracks etc.). Aber bei High Roller ist klar, dass anders gefärbte Nachpressungen den gleichen Inhalt aufweisen werden.

 

 

Wie sind die ersten Reaktionen?

 

Die sind durch die Bank positiv. Natürlich ist uns bewusst, dass unser Album für so manch Metalhead nicht einfach sein wird. Den Begriff progressiv möchte ich zwar nicht verwenden, aber straight ist natürlich schon anders. Aber der Teil der Metalszene, zu dem auch Manilla Road gehörten, ist absolut aus dem Häuschen. Die ersten Reviews sind auch ausnahmslos genial!

 

Ihr habt schon Gigs in Planung, ist das organisatorisch schwierig mit vorher Proben?

 

Aktuell haben wir zwei Festivalshows im Kalender, wobei wir schauen, dass rund um das Stormcrusher Festival noch mehr zu basteln ist.

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Werdet ihr M.R. Stücke im Programm haben?

 

Nein, das ist aktuell nicht vorgesehen.

 

Wie läuft es momentan mit Roxxcalibur?

 

Nach all den Jahren hat es sich nun ergeben, dass wir ein viertes Album aufnehmen konnten. Das ist bereits so gut wie fertig. Vorher war es wegen den Verpflichtungen von zwei Bandmitgliedern einfach schwierig, auch wenn wir kurz vor Corona, Ende Februar 2020, tatsächlich mal wieder einen Gig hatten.

 

Bei deinem regulären Job bei ZYX Musik gräbst du viele seltene Schätze hervor, wird das in der Richtung weitergehen?

 

Das ist in der Tat nicht mein Hauptjob, denn ich arbeite immer noch drei Tage die Woche bei einer roten Elektronikkette in der Musik-/Filmabteilung. Aber ja, die anderen drei, vier Tage bin ich mit Golden Core beschäftigt. Es gab mit Radux, Chaos Path oder Patriarchs In Black auch aktuelle, neue Alben, aber natürlich grabe ich durchweg mit der Schaufel in den Achtzigern, teils Siebzigern weiter. Manche unbekannten Alben verdienen einfach eine zweite Chance.

 

Welche Scheiben haben dich persönlich in der letzten Zeit so richtig begeistert?

 

Die jeweils neue von Heavy Load und Cirith Ungol. Erkämpft habe ich mir die Tage dann auch noch Thronehammer, denn hier wollte die Erstlauschung absolut nicht zünden.

 

Last Comment please:

 

Wir freuen uns, dass wir mit einer neuen, eigenständigen Band trotzdem das Erbe einer Gruppe antreten können, die so vielen Menschen „da draußen“ viel bedeutet. Und wir hoffen, dass wir Mark „da oben“ glücklich machen, indem wir zeigen, dass wir von ihm gelernt haben. Als Freund wird er uns aber immer fehlen!

 

(Arno)

 

https://www.facebook.com/p/Sentry-Heavy-Metal-100091957248667/

 

 


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