Leprous - Melodies of Atonement
(InsideOut)
Da haben die Norweger wohl ihren inneren Panther losgelassen. Wer den Wink jetzt nicht direkt versteht, kennt wahrscheinlich das gleichnamige Pain of Salvation-Album nicht. Auf diesem hat Kristoffer Gyldenlöw nebst Gefolge hemmungslos und durchweg gekonnt mit unbequemen Elektronik-Sounds experimentiert und genau das tun Leprous hier eben auch. Gitarrenklänge verkommen dabei im Wesentlichen zur Randnotiz, Modern Metal-Crescendi entfallen fast völlig, zugunsten einer eher bedächtig-melancholischen Grundstimmung. Diese breitet sich ab Albummitte zwar etwas zu genüsslich aus, was einige Stücke trotz stimmiger Hooklines etwas pomadig wirken lässt und Sänger/Hauptkomponist Einar definitiv zu viel Raum für quietschig-kitschige Stimmeinsätze lässt (die mir dann doch auf den Zeiger gehen).
Aber mit dem wuchtigen, verquer synthetisierten„Silently walking alone“, dem bassigen, leider durch alberne Lala-Passagen partiell verhunzten „Like a sunken ship“ und dem straffen Closer „Unfree my soul“ sind durchaus Ankerpunkte vorhanden, die „Melodies of atonement“ griffiger erscheinen lassen, als es in Summe ist.
Die Prog Metal-Phase haben Leprous längst abgestreift, nach der neusten Häutung sind die Norweger leiser und elektronischer geworden, ob das zu ihrem Vorteil war muss wohl jeder selbst entscheiden. In meinem Fall hieße die Antwort wohl eher „Nein“.
(Chris)
https://insideoutmusic.bandcamp.com/album/melodies-of-atonement