Gorguts -Colored sands

(Season of Mist)

Schneller, krasser, wirrer – im Tech-Death scheint seit längerem ein Wettlauf ausgebrochen an dem sich Gorguts mit ihrem ersten Album nach zwölf Jahren nicht beteiligen. Spielerisch würde sie es zwar locker mit den ambitioniertesten  Jungspunden aufnehmen, aber bei allem technischen Anspruch scheint es ihnen nicht um selbigen zu gehen. Und so sind die Stücke eben nicht vordergründig kompliziert, sondern von einer atmosphärischen Undurchdringlichkeit  und einer eigenwilligen überwältigenden Komplexität wie sie zum Beispiel Ulcerate gerne erreichen wollen. Man hört halt nicht nur beim klassischen Intermezzo, dass Luc Lemay – einziges verbliebenes Gründungsmitglied und Hauptkomponist, aber verstärkt durch Cracks von unter anderem Dysrhythmia und Origin-  eine umfangreiche klassische Ausbildung hinter sich hat. Musikalität heißt das Stichwort und die ist selbst in den krassesten und verworrensten Stücken – eigentlich gibt es keine anderen- nicht zu überhören, weil die Musik jederzeit eigene Wege geht und so manches Riff oder Break ohne überragende Kunstfertigkeit gar nicht möglich scheint.  Vom „Hauptsache- es -knallt“-Death Metal sind die Kanadier ebenso weit entfernt wie Deathspell Omega von Venom oder Converge von Biohazard - und auch die Texte bewegen sich fernab jeglicher Klischees. „Coloured sands“ handelt von der Schönheit des mythenumwobenen Tibets und davon wie unschön mit dem friedsamen Volk umgegangen wurde und wird, was durchaus auch den Gedanken  aufwirft, wie unabdingbar es letztlich ist, sich gegen Feinde zur Wehr zu setzen.  Gorguts haben in dieser Hinsicht jedoch nichts zu befürchten, ihre besondere Klasse kann ihnen niemand streitig machen. Schon gar nicht all die Jünglinge, die mit ihrer Herangehensweise an musikalische Extreme im Vergleich größtenteils nur an der Oberfläche kratzen.

(Chris)

http://www.gorguts.com